Fünf Tage Groningen

 

Am 04. Februar 2019 starteten Susanne Steinkampf, Erziehern aus der KiTa Alpheide „Unterm Regenbogen“ und ich, Susanne Meyerhoff - Lehrerin an der BBS Nienburg/Weser gemeinsam zu einem fünftägigen Projektaufenthalt in Groningen/Niederlande. Als BBS Nienburg/Weser sind wir Mitglied im Eurocom Smart Netzwerk, einem europäischen Zusammenschluss von Ausbildungseinrichtungen, das sich zum Ziel gesetzt hat, Einrichtungen zu vernetzen.Das Netzwerk ist tätig im Bereich soziale Berufe und Pflege, genauer in der Ausbildung von Erziehern/innen, in Heilerziehungs- und Pflegeberufen (Krankenhaus und Altenpflege).

 

Die Anfahrt war für uns Beide recht bequem. Wir sind mit einem „Niedersachsenticket + Groningen“  günstig und schnell an unseren Zielort gelangt. Am Bahnhof in Groningen wurden wir von einem eisigen Schneesturm begrüßt und somit beendeten wir unsere Anreise mit einem Taxi, anstatt uns, wie wir zunächst planten, zu Fuß den Weg zu unserem Hotel zu erkunden.

 

Nach kurzer Fahrt erreichten wir das Hotel, was uns durch den freundlichen Empfang und die geschmackvolle, moderne Ausstattung gleich sehr gut gefiel. Wir freuten uns auf die Zeit, die vor uns lag.

 

Um 16:00 Uhr trafen wir dann den Kolleginnen aus den europäischen Teilnehmerländern Dänemark, Finnland, Spanien und unseren beiden Projektkoordinatoren Jeanine und Peter im Foyer des Hotels.

 

Per Taxi fuhren wir gemeinsam in die Schule „Roc menso alting“ in der Jeanine und Peter unterrichten. Hier erfolgte zunächst eine kleine Vorstellungsrunde, die uns ein Stückchen näher brachte, indem alle Teilnehmerinnen eine kurze Information über sich preisgaben. Wir erfuhren außerdem, welche Kolleginnen das anstehende „Shadowing“ gemeinsam durchführen werden. Bei einem leckeren Lunch wurden bereits erste Erfahrungen ausgetauscht sowie ganz locker geplaudert und gelacht.

 

 

Nach dem Essen gab es von Jeanine und Peter Informationen über das Niederländische Schulsystem und die konkreten Abläufe der drei vor uns liegenden Tage. Es folgte eine kurze Führung durch die Schule.

Dann ging es zurück ins Hotel.

Am nächsten Morgen hieß es früh aus den Federn. Alle Teilnehmerinnen schwirrten in die 
unterschiedlichsten Bereiche ihrer Praxiseinsätze aus. Mein Einsatzort für das „Shadowing“
lag etwas außerhalb von Groningen in Vries. Mit zwei sehr netten Finnischen Kolleginnen
startete ich per Bus vom Hauptbahnhof Groningen in Richtung Vries zur
Einrichtung „Visio de Brink“. 
Visio De Brink“ ist wie ein „kleines Dorf“, das Lebens-,
Aufenthalts- und Tagesaktivitäten für Erwachsene ab einem Alter von achtzehn Jahren mit
einer visuellen und intellektuellen und/oder anderen Behinderung bietet. Hier ist man
spezialisiert auf die individuelle Betreuung von Bewohnern mit oft komplexen Pflege-
bedürfnissen. Dabei ist oberste Priorität, dass den Menschen mit Beeinträchtigung ein möglichst
normales Leben geboten wird. Die „Dorfbewohner“ leben in einer Art Wohngemeinschaft in
Häusern zu viert oder zu fünft, je nach Schwere der Beeinträchtigung. Darüber hinaus können
sie von einem Arzt, Physiotherapeuten, Logopäden, Psychologen, Diätassistenten oder anderen
Experten eine zusätzliche Betreuung oder Therapie erhalten, die auf die individuellen
Bedürfnisse zugeschnitten sind.
An der Bushaltestelle wurden wir bereits von  Marjan und Jeanet, zwei sehr netten 
Mitarbeiterinnen der Einrichtung, erwartet, die uns an den zwei Tagen begleiteten. Nach einer
kurzen Begrüßung stellten sie uns die Planung der beiden Tage vor.

 

Wir durften an unterschiedlichen Therapiestunden teilnehmen. Unter anderem an einer Behandlung im Bewegungsbad, einer „manuellen Yoga Entspannung“ und einer „Orientierungsübung“ mit einer blinden Bewohnerin. 
Außerdem wurde uns ermöglicht einige Wohnhäuser anzuschauen. Die sehr wohnlichen und familiären Ausstattungen der Lebensbereiche gefielen uns sehr gut. Doch nicht nur das gesamte Ambiente der Wohnanlage, die gepflegten Häuser und Gartenanlagen beeindruckten uns, besonders der sehr empathische und warmherzige Umgang mit den Bewohnern blieb uns im Herzen. Um 16:00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg nach Groningen.
 
Am Folgetag besuchten wir mit Marjan und Jeanet die „Visio Education“ in Haren, einer Schule für Schülerinnen und Schüler bis zum 18. Lebensjahr mit Seh- oder Mehrfachbehinderung. An erster Stelle handelt es sich um eine normale Schule, in der die Schülerinnen und Schüler (SuS) spielen, lernen und sich entwickeln. Es ist aber auch eine Sonderschule. Die Möglichkeit der  Ausbildung wird individuell an die Sehbehinderung der Schüler angepasst. Unterrichtsmaterialien werden zum Beispiel greifbar oder hörbar gestaltet, je nach Bedarf.

Die Schule ist mit „Wegweisern“ ausgestattet, die den sehbeeinträchtigten und blinden SuS Orientierung verschaffen. So finden viele von ihnen selbstständig, die gesuchten Räume.

 

Wir durften uns einige Klassenräume von SuS unterschiedlichster Altersstufen anschauen. Außerdem bekamen wir einen Einblick während einer Einzeltherapie mit einer Ergotherapeutin.

Auch diese Einrichtung strahlte Behaglichkeit aus und war geprägt durch eine sehr gute Lernatmosphäre. Mittags ging es dann zurück nach „Visio de Brink“.

Nach der Mittagspause wurden wir durch die gesamte Anlage geführt. Wir lernten die vielen Tiere kennen, die auch von den Bewohnern mitbetreut und gepflegt werden. Die tiergestützte Therapie nimmt hier einen großen Stellenwert ein.

 

 

Wir besuchten das „dorfeigene“ Schwimmbad, wo gerade ein munteres Treiben von fröhlichen Schwimmern und Nichtschwimmern im Wasser zu beobachten war. Mindestens vier Therapeuten sorgten dafür, dass möglichst viele Bewohner, egal wie schwer die Beeinträchtigung war, an dieser Freizeitaktivität teilnehmen konnten. 
 
Dann erlebten wir die Aktivitäten in den Werkstätten und bei der kreativen Therapie. Wir konnten auch das Fitnessprogramm einiger Bewohner begleiten.
Insgesamt war es eine sehr interessante Erfahrung und eine Bereicherung, dass man einen Einblick in dieses „Dorf“ bekommen konnte. Ganz sicher eignet es sich für unsere SuS der Heilerziehungspflege dort praktische Erfahrungen zu machen.
 
Am nächsten Tag trafen wir uns bereits um 8:30Uhr in der Schule „Roc menso alting“, wo Jeanine und Peter bereits auf uns warteten. Hier fand zunächst ein intensiver Austausch zwischen allen Teilnehmern statt. Dabei ging es zum einen darum, von den Erfahrungen der „Shadowing Tage“ zu berichten, zum anderen erfolgte auch eine rege Diskussion über Bildungssysteme, soziale Institutionen, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser im europäischen Vergleich. Sehr interessante und anregende Gespräche entstanden zwischen den Teilnehmerinnen. 
Am Ende fassten wir die Ergebnisse unserer „Shadowing Tage“ schriftlich zusammen.

 

Dann starteten wir gemeinsam zum kulturellen Programm. Es begann mit einer wundervollen typischen Kanal Tour, der „Rondvaart“. Hier ließ sich dann auch mal die Sonne blicken, was sie in all den anderen Tagen leider nicht gemacht hat.

 

Danach folgte ein Besuch des Groninger Museums, wo uns die aktuelle Ausstellung des US- Amerikaners Dale Chihuly begeisterte. Sein Spiel mit Licht und Farbe hinterließ einen bleibenden Eindruck bei uns.

 

Ein krönender Abschluss dieses Tages war das gemeinsame Essen auf dem „Pannekoekschip“. Hier trafen wir nochmal mit all unseren Begleitern aus den Einrichtungen zusammen. 

 

Es war ein fröhlicher Abschluss sehr ereignisreicher Tage. E-Mailadressen wurden ausgetauscht und es wurde versprochen, dass der Kontakt gepflegt wird.
 Vielen Dank an Jeanine und Peter!!!