Bericht zur Eurocom Smart Projekt Woche in Roselare/Belgien

 

Im Rahmen des Eurocom Smart Projektes habe ich, Sebastian Hamilton – Lehrkraft der BBS Nienburg an einem 5-tägigen Projektaufenthalt vom 26.11.2018 – 29.11.2018 in Roselare/Belgien teilgenommen.

Nach einer 8-stündigen Zugfahrt kam ich ohne weitere Zwischenfälle pünktlich um 16 Uhr am Bahnhof in Roselare an. Das zentral gelegene Parkhotel Roselare, in dem alle Teilnehmer des Projektes untergebracht waren, war nur 150 Meter vom Hauptbahnhof entfernt.

Wir wurden nach einem kurzen Check-in im Hotel herzlich in der Lobby von der Schulleiterin und den beiden organisierenden Lehrkräften Melissa E. und Katrien C. des Bildungszentrums für Gesundheitsberufe Ic Dien aus Belgien begrüßt. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der teilnehmenden Partner, bei denen vier aus Finnland, drei aus Dänemark und ich aus Deutschland kamen, wurde uns anhand einer Power Point Präsentation ein kurzer Einblick in die Kultur des Landes und ein Überblick über das belgische Schulsystem gegeben.

Anschließend wurde eine Einteilung der Partner für die kommenden zwei Tage für das „Shadowing“ vorgenommen und je nach Neigungen in Zweierteams den unterschiedlichen Einrichtungen Altenheim, Krankenhaus und Kindergarten zugewiesen.

 

 

Am zweiten Tag habe ich mich nach einem reichhaltigen Frühstück mit meiner finnischen Kollegin Sato mit dem Bus in ein Randgebiet von Roselare begeben, in dem sich die Einrichtung „De Zilverberg“ befand.

Dort angekommen, wurden wir von der Altenheimdirektorin Ann Catteeuw in Empfang genommen und sie zeigte uns das Haus in einem kurzen Rundgang.

Für die beiden Tage „Shadowing“ wurden uns Arbeitskleidung, Essensmarken und für die geschlossene Abteilung des Demenzbereichs ein Schlüssel zur Verfügung gestellt.

 

De „Zilverberg“ ist ein modernes Altenheim für an Demenz erkrankte Menschen. Die Bewohner sind in acht Wohngruppen von je 15 Personen aufgeteilt. In diesen Wohneinheiten findet das alltägliche Leben der Demenzkranken statt. Alle Wohngruppen zeichnen sich durch einen Aufenthaltsraum und einer großzügigen Küche aus.

Der Aufenthaltsraum ist mit einem Fernseher, Sitzgruppen und diversen Liegemöglichkeiten ausgestattet. Hier werden über den ganzen Tag viele Aktivitäten, wie kochen, basteln, Spiele oder auch Feiern angeboten.

 

 

Alle Bewohner dürfen je nach Tagesform an diesen Aktivitäten teilnehmen, können sich aber auch zu jeder Zeit in ihre komfortablen Wohnräume zurückziehen. Das Leben in den Wohngruppen läuft selbstbestimmt und nach einem für jeden Bewohner angepasstem Tagesablauf ab.

 

In den zwei Tagen „Shadowing“ begleitete ich Rita eine Gesundheits- und Krankenpflegerin, die mehr als 20 Jahre Erfahrungen mit dementiell erkrankten Personen hat und einen jungen Pfleger namens Tom, der direkt nach seinem Examen und seit der Eröffnung des Hauses (7Jahre) in diesem Wohnbereich arbeitet. Ich habe die beiden Fachkräfte in zwei Schichten bei Pflegetätigkeiten, wie Grundpflege, Lagerungen/Mobilisation, Tabletten verteilen und einfachen Wundverbänden begleitet.

Zusätzlich durfte ich am Mittwoch bei der wöchentlichen Visite und anschließenden Übergabe durch das Pflegepersonal teilnehmen, das für mich von dem Stationsleiter Piet in Englisch durchgeführt wurde. Piet zeigte mir außerdem das Apothekensystem mit der Medikamentenbestellung am Computer und demonstrierte mir das automatische Schließen der Türen, das durch ein Schleifensignal bei Weglauftendenzen von dementiell Erkrankten ausgelöst wird.

 

Zweimal in der Woche wird von einer Physiotherapeutin zusätzlich ein Sportprogramm angeboten, dass nach meiner Einschätzung sehr gerne von den Bewohnern angenommen wird.     

 

Nach den zwei Tagen „Shadowing“ würde ich von einem modernen und zukunftsorientiertem Demenzheim sprechen, welches auf viele neue (für mich teilweise unbekannte) Validationskonzepte zurückgreift und eine sehr fortschrittliche individuelle Pflege für ihre Bewohner anbietet. Durch dieses spezifische Konzept würde ich einen praktischen Einsatz in dieser Einrichtung unseren Schülern der BBS Nienburg erst ab dem zweiten Ausbildungsjahr empfehlen.

 

Am vierten Tag des Aufenthalts besuchten wir die Schule für Sozial- und Pflegeberufe „Ic Dien“ in Westlaan/Roselare. Dort wurde uns ein zweiter Ausbildungsjahrgang von Gesundheits- und Krankenpflegeschülern vorgestellt. Die Auszubildenden stellten in diesem kurzen Austausch interessierte Fragen zu unseren Herkunftsländern und dem Projekt.

In der Gesundheits- und Krankenpflegeschule hatten wir, die teilnehmenden Partner, zusätzlich die Möglichkeit uns über die unterschiedlichen Praxiseinrichtungen, in denen wir die letzten zwei Tage verbracht hatten, auszutauschen und diese anhand eines Fragenkatalogs zu evaluieren.

Im Anschluss daran besuchten wir gemeinsam eine berühmte Schuh- und Bürstenfabrik in Izegam und ließen nach einem Stadtgang den Abend in einer Pizzeria ausklingen.

 

Am Freitag war der Abreisetag und nach einem Frühstück war ich auf der Rückreise mit der Erfahrung, freundliche und offene Menschen kennen gelernt zu haben und viele Eindrücke und Ideen für die Ausbildung an unsere Schule mitnehmen zu können.