Elgoibar im Baskenland
Vom 23.04.2018-27.04.2018
Am Sonntagmorgen, den 22.04.2018 fliegen wir (Tabea Blome, Erzieherin in Wachendorf, Giesbert Wolf, Lehrer für Sozialpädagogik und Politik an den Berufsbildenden Schulen in Nienburg und ich, Brunhilde Schwob, Lehrkraft für Pflegeberufe am Bildungszentrum der Helios Mittelweserkliniken in Nienburg) nach Bilbao. Im Rahmen der „EurocomSmart Project Week“ erhalten wir die Möglichkeit soziale Einrichtungen zu besuchen und die dort arbeitenden Erzieherinnen, Erzieher und Pflegekräfte in ihrem beruflichen Alltag zu begleiten. Tabea Blome und Gisbert Wolf werden am „Job Shadowing“ in Kindergärten und ich im Krankenhaus von Mendaro teilnehmen.
Vom Flughafen geht es mit dem Linienbus über Eibar nach Elgoibar im Baskenland. Elgoibar ist eine Industriestadt in der Provinz Gipuzkoa am Fluß Deba. Die Stadt hat ca. 11.500 Einwohner. Bis zur Atlantikküste sind es ungefähr 13 Km, bis zum Flughafen Bilbao ca. 55 km.
In Elgoibar angekommen, beziehen wir unsere Zimmer im Hotel Txarriduna.
Die Veranstaltung beginnt am Montag, sodass wir am Nachmittag einen Erkundungsspaziergang durch die Stadt machen.
Am Montagnachmittag (23.04.2018) werden wir von den Projektkoordinatorinnen Enara Iriondo und Ana Molina sowie dem Schulleiter begrüßt. Nach einem Vortrag über das Bildungssystem und das Gesundheitswesen in Spanien erfolgt ein Rundgang durch die Schule. Hier werden die verschiedenen Fachrichtungen vorgestellt. Die Übungsräume, z. B. für die Mechaniker und für die „Assistent Nurse“, sind gut ausgestattet.
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Bevor wir uns am Abend zu einem gemeinsamen Essen treffen, werden die Teilnehmer in Arbeitsgruppen aufgeteilt. Wir sind zu viert. In meiner Gruppe sind Lehrerinnen für Pflegeberufe aus Finnland, Griechenland und den Niederlanden
Während des gemeinsamen Abendbrotes findet bereits ein erster Austausch statt. Themen sind u.a. die Auszubildenden und die Ausbildung in den verschiedenen Bereichen.
Am Dienstag den 24.04.18 fahren wir zum Krankenhaus in Mendaro, 8 Km entfernt von Elgoibar. Begleitet werden wir an diesem Tag von Galder Azkue, Lehrkraft an der Meka Lanbide Eskola. Im Mendaro Hospital werden wir von Greta, Pflegefachkraft, in Empfang genommen. Sie informiert uns über die Besonderheiten des spanischen Gesundheitssystems.
In Spanien wird das Gesundheitswesen durch die Zusammenarbeit der staatlichen Gesundheitsverwaltung mit den Gesundheitsverwaltungen der 17 Regionen organisiert. Jede der 17 autonomen Regionen hat ein eigenes Gesundheitssystem.
Im Baskenland ist es das „Osakidetza“. Jede Stadt verfügt über lokale Gesundheitszentren, in denen Hausärzte, Kinderärzte, aber auch Pflegekräfte, Sozialarbeiter und Physiotherapeuten arbeiten. Die Leistungen hier sind die Erst- und Grundversorgung und Erste Hilfe. Von hier wird man, wenn es notwendig ist, in ein Krankenhaus oder in spezialisierte Gesundheitszentren mit Fachärzten überwiesen. Die Gesundheitszentren, Arztpraxen und Krankenhäuser sind miteinander vernetzt. Es gibt hier bereits die gläserne Gesundheitskarte. Wird der Patient vom lokalen Gesundheitszentrum in das Krankenhaus überwiesen wird, wird seine Karte eingelesen und der Arzt und die Pflegekräfte haben alle Informationen über den Patienten. Die Finanzierung des Gesundheitssystems ist, so Greta, stark abhängig vom politischen System.
Nach einem Gespräch über die unterschiedlichen Ausbildungssysteme für Gesundheits- und Krankenpflege in den Niederlanden, Griechenland, Finnland, Spanien und Deutschland, wird deutlich, dass der akademische Grad eines "Bachelor of Nursing" in anderen europäischen Ländern längst zum Standard gehört. In Deutschland ist eine akademische Ausbildung für Pflegekräfte selten.
Seit 1977 ist die Ausbildung für Pflegefachkräfte in Spanien an den Universitäten angesiedelt. Früher schloss die generalistische dreijährige Ausbildung mit einem Diplom ab. Mit dem Bologna Prozess erfolgte die Umwandlung in ein vierjähriges Vollzeitstudium, welches mit einem Bachelor abschließt (vgl. Waldhausen et al. 2014, S. 31). Die spanischen Studiengänge haben durchschnittlich 240 Credit Points mit insgesamt 6150 Zeitstunden. Der theoretische Anteil liegt mit 4.050 Stunden um ein Drittel höher als in der deutschen Ausbildung. Der Praxisanteil umfasst 2100 Stunden, 400 Stunden weniger als in Deutschland. Das Studium weist eine enge Verzahnung von Theorie, Praxis und Wissenschaft auf. Durch den hohen Stundenanteil ist das spanische Studium dem deutschen Berufsabschluss „Gesundheits- und Krankenpfleger“ und dem Schweizer Titel „Bachelor of Science in der Pflege“ funktional gleichgestellt (vgl. Liefgen 2008)
Die Studierenden absolvieren während der Ausbildung praktische Einsätze in den Kliniken und Gesundheitszentren. Sie sind nicht wie in Deutschland, Angestellte einer Einrichtung und erhalten keine Ausbildungsvergütung. Im Anschluss daran ist eine Spezialisierung in Form einer staatlich anerkannten Fortbildung möglich.
Ein weiterer Zweig ist die Ausbildung zur Pflegeassistenz. Die Ausbildung umfasst 1400 Stunden, von denen 400 Stunden in der Praxis (Krankenhaus, Pflegeheim oder Tageszentren) zu absolvieren sind. Die restlichen Stunden werden in der Schule absolviert. Die Auszubildenden müssen 85 % der vorgegebenen Stunden absolvieren, um zur Prüfung zugelassen zu werden. Inhalte der Ausbildung sind u. a Pflegetechniken, Hygiene, administrative Aufgaben, Gesundheitsförderung und Arbeiten im Team. Die Ausbildung zur „Assistent Nurse“ kann zum Beispiel an der Meka Lanbide Eskola in Elgoibar absolviert werden.
Anschließend führt uns Greta durch das Krankenhaus von Mendaro. Es ist eins von drei Regionskrankenhäusern und verfügt über 120 Betten. Vergleichbar ist es mit einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung in Deutschland.
Im Krankenhaus finden jährlich ca. 600 Geburten statt. Des Weiteren hat das Krankenhaus das Zertifikat als stillfreundliches Krankenhaus.
Elektronische Dokumentation der Pflege in allen Abteilungen und eine zentrale Abteilung, die die Medikamente stellt, sind hier bereits Alltag. Die Anordnungen werden der Medikamentenstelle mitgeteilt und die Medikamente kommen fertig gestellt in einem geschlossenen Wagen, für den Patienten, auf die Stationen.
In allen Abteilungen hingen Plakate, die darauf aufmerksam machen, dass Pflegekräfte immer mehr Zielscheibe von Aggressionen und Gewalt werden, sowohl verbal als auch physisch. Diese müssen gestoppt werden.
Ebenso gab es in allen Abteilungen anschauliche Informationsflyer zu Prophylaxen und Präventionsmaßnahmen. Alle Plakate und Flyer waren sowohl in der baskischen als auch in der spanischen Sprache erhältlich.
Ebenso wie bei uns in den Kliniken ist auch das Thema Qualität in Spanien von hoher Relevanz. Kürzlich haben zum Beispiel die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Internen Station ein Zertifikat erhalten, dass sie besonders erfolgreich in der Prävention und Behandlung von Druckgeschwüren sind ist.
Am Mittwoch bekamen wir die Gelegenheit unsere spanischen Kolleginnen während ihrer Arbeit zu begleiten. Nicht nur die Pflegekräfte waren uns gegenüber sehr offen, sondern auch die Patientinnen. In den Abteilungen konnte man die verschiedenen Berufsgruppen (examinierte Pflegekräfte/ Bachelor, Pflegeassistenten, Röntgenassistenten) durch die verschieden farbigen Kasacks unterscheiden. Die Pflegeprodukte sind überwiegend identisch mit unseren, ebenso die Hilfsmittel.
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Während und nach der Begleitung konnten Fragen gestellt werden und es fand ein guter Austausch der Teilnehmenden mit den spanischen Kolleginnen statt.
Am Donnerstag, unserem letzten Tag, gab es nach einer gemeinsamen Reflexions- und Evaluation eine Stadtführung durch St. Sebastian durch Studierende der Touristik. Dem Stadtrundgang schloss sich ein offizieller Empfang beim Deputy of Socila Policies beim Gipuzkoa Provincial Council an.
Am Freitag treten wir mit vielen neuen Eindrücken und Anregungen die Heimreise an.
Vielen Dank an alle, die diesen interessanten Austausch mit organisiert und ermöglicht haben.
Brunhilde Schwob
Lehrkraft für Pflege am Bildungszentrum der Mittelweserkliniken
Literatur:
Waldhausen, Anna; Sittermann – Brandsen, Birgit; Matarea Türk, Letitia (2014): Pflegeausbildungen in Europa Ein Vergleich von Pflegeausbildungen und der Arbeit in der Altenpflege in ausgewählten Ländern der EU. (Herausgeber: Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.; Frankfurt)
Liefgen, Marie France (2008): Die europäischen Krankenpflegeausbildungen im Vergleich. In: Die Schwester Der Pfleger, DBfK aktuell; 47. J; Bibliomed Medizinische Verlagsgesellschaft mbH; Melsungen
Gruppenbild der Teilnehmerinnen