Bericht Mobilität Modena/Italien 20.-24.11.2017 im Rahmen des Projekts Eurocom Smart

Gemeinsam mit Sandra Siegmund, Leiterin der ev.-luth. Kindertagesstätte „Clemensspatzen“ in Marklohe und Beauftragten für praktische Ausbildung und Qualitätsmanagement der Kindertagesstätten im Kirchenkreis Nienburg/Weser habe ich an einem 5-tägigen Projektaufenthalt in Modena/Italien teilgenommen.

Als BBS Nienburg/Weser sind wir Mitglied im Eurocom Smart Netzwerk, einem europäischen Zusammenschluss von Ausbildungseinrichtungen, das sich zum Ziel gesetzt hat, Einrichtungen zu vernetzen und durch Austausch von Lehrern und Fachpraktikern den Auszubildenden Praxismöglichkeiten und Einblicke in Einrichtungen im europäischen Ausland zu vermitteln. Das Netzwerk ist tätig im Bereich soziale Berufe und Pflege, genauer in der Ausbildung von Erziehern/innen, in Heilerziehungs- und Pflegeberufen (Krankenhaus und Altenpflege).

Nach Ankunft mit dem Flugzeug in Bologna und Weiterfahrt ins ca. 40 km entfernte Modena, bezogen wir unsere Hotelzimmer in Stadtlage und verschafften uns einen ersten Überblick über die Stadt mit etwa 150.000 Einwohnern im Bezirk Emilia Romana. Es ist eine typische italienische Stadt mit klassischen Gebäuden in der Altstadt, einer zentralen katholischen Kathedrale mit großer Piazza, dem Palazzo einer alten Adelsfamilie und vielen kleinen und größeren Geschäften und Restaurants mit italienischen Spezialitäten, die wir auch genießen durften.

Das erste Treffen fand am Montagnachmittag statt. In der Hotelhalle wurden wir abgeholt und nach Vorstellung der etwa 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander zu einer nahe gelegenen Kunstschule begleitet. Dort fand die offizielle Begrüßung der ausrichtenden beruflichen Schulvereinigung des Bezirkes aller Teilnehmenden aus Finnland, Dänemark, Griechenland, den Niederlanden, Italien, Spanien und Deutschland statt. Wir wurden über den Verlauf der Woche informiert und erhielten eine Führung durch die Schule. Bei einem ersten gemeinsamen Abendessen mit regionalen Spezialitäten und auch Wein lernten wir uns gut kennen und trafen Verabredungen für den nächsten Tag in den unterschiedlichen Einrichtungen.



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Meist zu zweit, manchmal zu dritt wurden wir am nächsten Morgen in Einrichtungen zur Kinderbetreuung, Altenpflege und in Werkstätten und Tageskliniken für Behinderte gebracht. Dort verbrachten wir –häufig unterstützt durch Englischlehrerinnen, die als Dolmetscherinnen fungierten- den Tag, um die Arbeit in uns vertrauten Berufsfeldern in Modena und der Nachbarstadt Reggio Emilia kennenzulernen. Wir wurden vorgestellt, herumgeführt und mit den Tätigkeiten der Mitarbeiter/innen vertraut gemacht, die wir an zwei Tagen begleiteten und an die immer die Möglichkeit bestand, Fragen zu stellen.

Gemeinsam mit zwei anderen Teilnehmerinnen aus Finnland schaute ich mir in einer Kindertagesstätte am Stadtrand von Modena die Arbeit und den Tagesablauf von Erzieherinnen in einer Einrichtung mit vier Gruppen an. Die Kinder im Krippen- und Kindergartenalter bis zum Einschulung waren dort von morgens bis nachmittags untergebracht. Die Kindertagesstätte wurde vor 10 Jahren von der kommunalen Bank für die Kinder der Mitarbeitenden gebaut und wird nun von einem katholischen Wohlfahrtsverband als Träger geführt. Die Räume sind großzügig, modern und schön ausgestattet, auch das Außengelände ist weitläufig. Die überwiegend jungen Mitarbeiterinnen agierten zugewandt und freundlich gegenüber den Kindern. Diese waren altershomogen aufgeteilt, es gibt also -anders als bei uns- Gruppen für die 3-Jährigen, die 4-Jährigen usw. Einen Tag hospitierte ich nach der Führung durch die Einrichtungsleiterin dann in der Gruppe der 5-Jährigen, am zweiten Tag in der Gruppe der 4-Jährigen. Dabei nahm ich am Morgenkreis, den gewählten Aktivitäten im Gruppenraum, einem Singkreis mit der ganzen Einrichtung und dem Mittagessen teil. Die Reggio-Pädagogik, eine international geachtete elementarpädagogische Erziehungsform aus dem Nachbarort Reggio Emilia, findet hier Anwendung.

 

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Am Nachmittag des zweiten Tages hatten wir dann auch die Möglichkeit, das Besucherzentrum der Reggio-Pädagogik im Nachbarort Reggio Emilia zu besuchen. Wir erhielten eine Führung durch das Zentrum, in denen Gruppen die kreativen Techniken des Ansatzes ausprobieren konnten und sich außerdem eine Ausstellung zu den Ursprüngen bis heute fand. Dies war eine tolle Möglichkeit, vor Ort mehr über diesen pädagogischen Ansatz zu erfahren und auch die praktische Umsetzung in Elementareinrichtungen zu erleben.

 

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Am vierten Tag des Aufenthalts besuchten wir eine weitere Berufsschule in Modena. Dort hatten wir die Möglichkeit, die Praxiseinrichtungen, in denen wir die letzten zwei Tage verbrachten, anhand eines Fragenkatalogs zu beschreiben. Die dadurch gewonnenen Informationen werden in einer Datenbank gespeichert und Auszubildenden, die Interesse an einem Praxisaufenthalt in Italien haben, zur Verfügung gestellt. So soll ein geeigneter Praxisplatz für den jeweiligen Bewerber oder die Bewerberin gefunden werden. Nach der Eingabe berichteten wir uns gegenseitig über die gemachten Erfahrungen und verglichen sie mit Arbeitsformen aus unseren Herkunftsländern. So war auch eine Evaluation der unterschiedlichen Erfahrungen aller Teilnehmenden möglich.



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Am Nachmittag dieses letzten gemeinsamen Tages unternahmen wir eine Stadtführung durch die Altstadt von Modena, bei der wir auf die Geschichte der unterschiedlichen Gebäude hingewiesen wurden, die Kathedrale und das Kunstmuseum besichtigten. Der Tag und die internationale Woche in Modena endete mit einem gemeinsamen Abendessen, bei dem Gruß- und Dankesworte gesprochen wurden und wir noch einmal die italienische Küche mit ihren Spezialitäten genießen konnten.



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Am Freitag traf man sich vereinzelt noch beim Frühstück im Hotel oder letzten Rundgang durch die Stadt, aber dies war für alle der Tag der Abreise und das Ende einer erlebnisreichen und interessanten aber auch anstrengenden Woche.

 

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Marina Leseberg, StRin, Lehrerin für Sozialpädagogik und Englisch an der BBS Nienburg/Weser

 

Meine Hospitation in einer Krippe in Reggio Emilia

Am Dienstag und Mittwoch ging es für mich und eine Kollegin aus Syke in die Stadt Reggio Emilia, während Marina Leseberg eine Kindertagesstätte in Modena besuchte.                                                                                

Wir waren in einer Krippe eingeteilt, die aus drei Gruppen ohne Altersmischung bestand. Am ersten Tag hospitierte ich in der Gruppe für Kinder von drei Monaten bis zu einem Jahr, am nächsten Tag in der Gruppe von 1-2 Jahren. In einer Gruppe sind 19 bis 22 Kinder und drei Erzieherinnen, diese heißen dort Lehrerinnen. Es gibt dort nur Frauen, der einzige Mann dort ist der Koordinator, der drei Einrichtungen betreut. Auch eine sogenannte Atelierista, die Kunst studiert hat, arbeitet dort.                                                                                                                                   Die Räumlichkeiten sind tatsächlich so, wie ich mir das in einer Reggio-Kita vorgestellt habe: in jedem Raum Lichttische, wenig Spielzeug, dafür Alltagsgegenstände zum Spielen, zurückhaltende Farbgebung, Impulse durch anregende Präsentation, viele Dokumentationen, ein Atelier mit vielen unterschiedlichen Materialien usw.                                                                                                                 Was mich allerdings sehr verwundert hat, ist, dass die Kinder den größten Teil des Vormittags sitzend unter Anleitung zugebracht haben. Es ging los mit dem Morgenkreis, der eine Stunde dauerte und das bei ein- bis zweijährigen Kindern! Die Erzieherinnen wechselten sich ab bei der Animation der Kinder. Je lauter und unruhiger die Kinder wurden, umso lauter sangen die Erzieherinnen. Nach einer Stunde Spielzeit, während der zwei Kinder mit der Atelierista ins Atelier mussten (!), begann der Mittagstisch. Auch da saßen die Kinder vom Lätzchen-Verteilen, bis zum Verzehr des mehrgängigen Essens, bestehend aus Bohnensuppe, Brot, Pizza und Obst, eine Stunde. Dann durften sie eine halbe Stunde auf der Piazza unter Anleitung der Erzieherin tanzen und ein bisschen toben und sind dann todmüde in ihre Betten gekrochen. Bei klassischer Musik schliefen sie zwei Stunden. In der Zeit dokumentierten die Erzieherinnen den Tagesablauf.                                                                                                                       Diese Dokumentation wird hochmodern erledigt: in jedem Raum gibt es einen Laptop für die Erzieherinnen und ein Touchpad für die Eltern, dort können die Eltern sich die Tageserlebnisse ihres Kindes anschauen und werden auch über Aktuelles informiert. Mit dem Smartphone hat man ebenfalls Zugriff auf diese Informationen.

Zusammenfassend kann ich vom Besuch dieser Einrichtung und nachdem ich die Berichte der anderen Teilnehmer gehört habe, sagen, dass es schon sehr interessant war, zu erleben, wie pädagogische Konzepte sich durch länderspezifische Mentalitäten verändern.                                        

Ich glaube zwar, dass europäische Auszubildende in Reggio Emilia ein lehrreiches Praktikum machen könnten, zu den Hundert Sprachen des Kindes, für die die Reggiopädagogik steht, können sie allerdings in anderen Ländern der EU auch etwas lernen, z. B. bei uns … J

Ich freue mich schon auf den Rückbesuch in Nienburg/Weser, wenn wir Teilnehmende bei den Clemensspatzen in Marklohe begrüßen dürfen. Wir können ihnen zeigen, wie selbstbestimmtes Lernen in einer KiTa funktioniert und welche positiven Auswirkungen die offene Arbeit und unsere Umsetzung der Prinzipien der Reggiopädagogik auf die Entwicklung der Kinder hat.

Vielen Dank, dass ich diese tolle und anregende Woche erleben durfte! Das lange und stille Sitzen der Krippenkinder hat mich zwar nicht begeistert, aber für meine Arbeit in Krippe und Kindergarten hier werde ich tolle Ideen zur Raumgestaltung als Anregung mitnehmen und natürlich allen Auszubildenden empfehlen, die Möglichkeiten eines Praktikumsbesuches in einem anderen europäischen Land in Betracht zu ziehen.

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Sandra Siegmund