Als ich zu Beginn meines ersten Ausbildungsjahres zum Sozialpädagogischen Assistenten von Erasmus+ und der Möglichkeit erfuhr, für einige Wochen ein Praktikum im europäischen Ausland zu absolvieren, stand für mich fest, dass ich mich so bald wie möglich um einen solchen Platz bewerben würde. Insbesondere Finnland hatte hier mein Interesse geweckt, denn für die Mentalität, Sprache und Kultur der Finnen sowie die teils sehr beeindruckenden Naturlandschaften, begeistere ich mich seit jeher. In Bezug auf mein Berufsbild war ich zudem neugierig auf das finnische Bildungs–und Gesundheitssystem, das europaweit für seine hohen Standards bekannt ist. Das Erasmus-Projekt stellte für mich daher die perfekte Möglichkeit dar, neue berufliche Erfahrungen zu sammeln und diesbezüglich meinen Horizont zu erweitern sowie das Land meiner Wahl kulturell hautnah zu erleben.

Die Möglichkeit der Teilnahme ergab sich dann sehr spontan über die Sommerferien 2022 und wurde innerhalb von weniger als 2 Monaten organisiert.

 

Anreise

Am Sonntag, den 31. Juli 2022, fuhr ich mit der Deutschen Bahn zum Flughafen nach Hamburg, von dem aus ich einen Direktflug nach Helsinki via FinnAir gebucht hatte. Sowohl der Check-In als auch die Sicherheitskontrollen verliefen schnell und problemlos und so konnte ich gegen 19 Uhr deutscher Zeit meinen Flug mit etwas Verspätung besteigen und landete gegen 22 Uhr finnischer Zeit (In Finnland ist es 1 Stunde später als in Deutschland) am Flughafen in Helsinki. Nachdem ich mein Gepäck abgeholt hatte, begab ich mich zu den unterirdischen Bahngleisen, an denen ich ein ABC-Ticket löste und den Zug zum Hauptbahnhof (Haltestelle Helsingfors) bestieg. Von dort aus führte mein Weg zum großen Busbahnhof (Rautatientori) direkt nebenan. Der Bus Nummer 55 brachte mich dann ganz bequem direkt vor die Tür meiner Unterkunft im Stadtteil Koskela.

In Helsinki ist der öffentliche Nahverkehr in Zonen unterteilt (Der Bereich rund um das Stadtzentrum inklusive des Hauptbahnhofs bildet die Zone A, meine Unterkunft lag in Zone B, der Flughafen in Zone C) und es gibt sowohl Einzeltickets, die ab dem Kauf je nach Anzahl der Zonen 80 oder mehr Minuten gelten, als auch Tages -, Wochen - , oder Monatskarten. Gemeinsam mit dem Koordinator meiner betreuenden Gastschule kaufte ich am Montag, den 01.08.2022, am Hauptbahnhof eine Monatskarte für die Zonen A und B, mit der ich fortan jeden Tag zur meiner Arbeitsstelle fuhr.

 

Unterkunft

Untergebracht war ich im Antti Korppi Student Home, einem Wohnheim für Studenten aus dem Ausland im schönen Stadtteil Koskela, nahe des Taivaskallio (ehemaliger russischer Verteidigungsposten und mittlerweile beliebte Sehenswürdigkeit). Hier bezog ich ein Zimmer in einem kleinen Apartment mit Bad und Küche, das ich mir mit einem iranischen Architekturstudenten teilte. Nach etwas über einer Woche verreiste dieser allerdings für 3 Wochen, um einen alten Freund zu besuchen und somit hatte ich das Apartment die überwiegende Zeit ganz für mich allein.

Das Apartment im Wohnheim war zwar relativ klein, bot dafür jedoch alles, was zum täglichen Leben benötigt wurde. Kochgeschirr, Bettwäsche und einige Haushaltsgeräte wie eine Kaffeemaschine, ein Wasserkocher und eine Mikrowelle wurden gestellt – Handtücher, Müllbeutel, Toilettenpapier sowie Putzutensilien – und Mittel mussten, ebenso wie Lebensmittel, selbst besorgt werden. Im Haus gab es insgesamt 3 Waschmaschinen, die jede Woche für 2 Stunden benutzen werden durften und für die man sich online im Voraus feste Termine buchen konnte. Darüber hinaus verfügte das Wohnheim noch über eine Sauna, einen Clubraum und ein kleines Fitness-Studio. Gleich gegenüber befand sich ein Supermarkt der Kette „Alepa“, der soweit alles Lebensnotwendige anbot, was jedoch oft auch seinen Preis hatte.

Da die Miete zudem ausgesprochen günstig und das Stadtzentrum vom Wohnheim aus sehr gut und recht schnell mit dem Bus erreichbar war, kann ich das Antti Korppi Student Home zukünftigen Teilnehmern vorbehaltlos empfehlen!

Arbeit

Mein Praktikum absolvierte ich im Päiväkoti Hattula, einer Kindertagesstätte nahe des Olympia-Trainingszentrums und unweit vom Stadtkern entfernt. Hier unterstützte ich 5 Wochen lang die Gruppe „Huopahatut“ (Die Filzhüte), die aus insgesamt 11 Kindern im Alter von 1 bis 3 Jahren, 2 festangestellten pädagogischen Fachkräften sowie einer stetig wechselnden Aushilfskraft bestand.

Der Tagesablauf in meiner Gruppe war sehr strukturiert. Von 8:00 – 8:30 Uhr wurde mit den Kindern gemeinsam gefrühstückt. Hier gab es meist das typisch finnische Roggenvollkornbrot und Knäckebrot mit Margarine, manchmal auch „Karjalanpiirakka“ (mit herzhaftem Milchreis oder Kartoffelpürree gefülltes Roggenbrot) mit Ei-Butter oder salziges Hafer-Porridge.

Nach dem Frühstück wurde sichergestellt, dass alle Kinder sich die Hände wuschen und bei Bedarf noch einmal die Toilette benutzten, da es im Anschluss bis ca. 10:00 Uhr auf eines der beiden Außenspielgelände ins Freispiel ging. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen und der sehr intensiven Sonnenstrahlung, mussten die Kinder stets eine Kopfbedeckung tragen und mit einem Sonnenschutz eingecremt sein. Zudem trugen die Kinder grundsätzlich neonfarbene Warnwesten mit aufgedruckter Adresse sowie Telefonnummer des Kindergartens, sobald wir das kleine, direkt angrenzende Außenspielgelände verließen – also auch jedes Mal, wenn wir das große Gelände auf der gegenüberliegenden Straßenseite nutzten.

 

 

Um 10:00 Uhr kehrten wir gemeinsam zurück in den Innenbereich. In der Garderobe zogen die Kinder sich überwiegend selbstständig ihre Westen, Schuhe und Kopfbedeckungen aus und benutzen im Anschluss noch einmal das Bad. Danach trafen wir uns zu einem gemeinsamen Morgenkreis, in dessen Rahmen wir täglich ein Willkommenslied sangen, das jedes Kind namentlich benannte. Zudem wurden in der Mitte Fotos aller Gruppenmitglieder ausgelegt und jedes Kind durfte sich aus einem Schächtelchen einen Knopf aussuchen und diesen auf das eigene Foto legen, sobald es an der Reihe war. Dann zählten wir gemeinsam auf Finnisch und auf Englisch die anwesenden Kinder und sangen im Anschluss das Lied der Wochentage. Hier wurde dann ein Kind ausgewählt, das einen goldenen Stern auf den jeweils aktuellen Wochentag an der Pinnwand kleben durfte. Zum Schluss sangen wir meist noch ein anderes Lied oder spielten ein Spiel, ehe die Kinder ins Freispiel entlassen wurden. Ich bekam hier die Gelegenheit, das Lied „Aramsamsam“ einzuführen, das von den Kindern sehr gut angenommen wurde und während meiner Zeit im Kindergarten täglich im Kreis und manchmal auch zwischendurch zum Einsatz kam.

Bis ca. 11:30 Uhr fand in unserer Gruppe das Freispiel im Gruppenraum statt. Mehrmals in der Woche wurde diese Zeit zudem genutzt, um mit den Kindern Aktivitäten durchzuführen. So stellten wir z.B. gemeinsam Knete her, malten im Rahmen eines Projekts zum Thema „Auto“ Bilder mit Spielzeugautos (die im Anschluss in einer „Autowaschanlage“ – einer mit Wasser gefüllten Wanne, Seife und Schwämmen – von den Kindern gewaschen wurden) und Fingermalfarbe, fertigten Bilder mit der Zuckermaltechnik an und bauten das kleine Holzschiff der Gruppe zu einem Auto um.

 

 

 

 

Von 11:30 Uhr bis 12:15 Uhr wurde dann das Mittagessen eingenommen. Hierzu ist zu erwähnen, dass das Essen stets von einer ausgesprochen hohen Qualität und im Vergleich zum durchschnittlichen deutschen Kindergartenessen sehr gesund und ausgewogen gestaltet war. So gab es zu jeder Hauptmahlzeit stets Salat und Extra-Gemüse, die Kohlenhydratquelle war grundsätzlich naturbelassen (Vollkornreis, Vollkornnudeln) und es wurde immer auch eine vegetarische Variante angeboten, sofern das Hauptgericht Fleisch beinhaltete. Auch war die obligatorischen Scheibe Roggen – oder Knäckebrot als Ergänzung stets dabei. Zu Trinken wurde zu jeder Mahlzeit entweder Leitungswasser (welches in Finnland eine erstklassige Qualität besitzt) oder Milch gereicht.

Ihre Mahlzeiten nahmen selbst die Kleinsten selbstständig zu sich und die Kinder durften zu jeder Zeit entscheiden, ob sie mit oder ohne Besteck essen wollten. Auch ihr Geschirr räumten sie selbstständig oder unter Anleitung (nicht Abnahme der Tätigkeit!) auf den Geschirrwagen. Im Anschluss an das Mittagessen gab es für jedes Kind zudem eine kleine Lutschpastille mit Xylit zur Kariesvorbeugung.

Das Essen bekommen staatlich geführte Kindergärten und Schulen (die in Finnland etwa 90% ausmachen) täglich von der Stadt Helsinki (bzw. der zuständigen Stadt oder Kommune) geliefert und es umfasst (in Kindergärten) sowohl Frühstück, Mittagessen als auch einen kleinen Nachmittagssnack. Die Kinder müssen also kein Essen mit in den Kindergarten bringen, da sie dort rundum versorgt werden. Die Mahlzeiten sind für die Familien sowie das Personal jedoch kostenpflichtig (ca. 5€ pro Tag) – eine Ausnahme bilden hier Kinder aus Familien, die von staatlicher Unterstützung leben. Diese bekommen das Essen gratis zur Verfügung gestellt.

 

 

Nach dem Mittagessen hielten die Kinder aller Gruppen einen gemeinsamen Mittagsschlaf in verschiedenen, zuvor dafür hergerichteten Räumen. Der Raum, der von unserer Gruppe zum Schlafen verwendet wurde, kam unter anderem auch für Bilderbuchbetrachtungen und Bewegungsaktivitäten zum Einsatz.

Im Schlafraum unterstützten die pädagogischen Fachkräfte die Kinder mit ihrer Anwesenheit und auf Wunsch mit Körperkontakt oder dem ruhigen Vorlesen von Büchern beim Einschlafen und sorgten für eine entspannte Atmosphäre. In der Zeit des Mittagsschlafes wechselten sich die Fachkräfte zudem gegenseitig mit ihren Pausen ab und auch die Dienstbesprechungen, Team-Meetings und die Vorbereitungszeit der Lehrer:innen fanden zu dieser Zeit statt.

Gegen 13:00 Uhr durften die ersten Kinder dann den Raum verlassen und im Gruppenraum spielen. Um 14:00 Uhr wurden sie dann spätestens geweckt. Bis zum Nachmittagssnack um 14:30 Uhr konnten die Kinder der Gruppen „Huopahatut“ und „Hellehatut“ gemeinsam beide Gruppenräume für das Freispiel nutzen. Manchmal wurde in dieser Zeit der große Flat-Screen-TV eingeschaltet, an dem die Kinder mit einer animierten Katze Gymnastikübungen ausführen, zu Mumin-Videos tanzen oder kleinere Puzzle-Spiele mittels der Touchscreen-Funktion spielen konnten.

Der Nachmittagssnack um 14:30 Uhr bestand zumeist aus Brot mit Margarine, manchmal süßem Porridge, Obst oder selten auch Pfannkuchen und anderen (selbstgemachten) Gebäcken.

Nach dem Snack gab es jeden Tag eine kleine „Story Time“, in der den Kindern ein Bilderbuch vorgelesen und manchmal auch Lieder gesungen und dazu mit Orff-Instrumenten musiziert wurde.

Im Anschluss daran ging es ein weiteres Mal auf eines der beiden Außenspielgelände ins Freispiel, wo die Kinder auch verblieben, bis sie schließlich von ihren Eltern abgeholt wurden.

Zu meinen Aufgaben im Kindergarten Hattula gehörten unter anderem die Beobachtung und Begleitung der Kinder im Freispiel, die Bereitstellung von Spielmaterialien, das Setzen von Impulsen und Anregen zu neuen Spielen, Spielideen und Aktivitäten, die Unterstützung der Kinder beim Waschen und beim Toilettengang sowie Begleitung und Unterstützung bei den Mahlzeiten und beim Schlafen. Darüber hinaus nahm ich regelmäßig an den Dienstbesprechungen Teil und wurde dort von meiner Anleiterin aktiv mit eingebunden, sodass ich mich konstruktiv beteiligen und meine Beobachtungen und Ideen beisteuern konnte.

Die Kolleginnen und Kollegen sämtlicher Gruppen verhielten sich mir gegenüber ausgesprochen offen, freundlich und hilfsbereit. Ich kam mit allen dort sehr gut zurecht und habe mich im Kindergarten Hattula insgesamt sehr wohlgefühlt. Mit meiner Anleiterin Emmi konnte ich viele für mich aufschlussreiche und interessante Gespräche führen. Unter anderem stellten wir gemeinsam fest, dass sich das „System Kindergarten“ in Finnland gar nicht so signifikant vom deutschen unterscheidet. In Finnland gibt es zwar den Beruf der Erzieherin nicht – in den Kindergärten arbeiten spezielle Kindergarten-Lehrerinnen (Teachers) und Kinderpflegerinnen (Nurses) – diese lassen sich bei näherer Betrachtung bezüglich ihrer Qualifikation und ihres Aufgabenprofils aber durchaus mit ihren beiden deutschen Pendants, der Sozialpädagogischen Assistentin und der Erzieherin, vergleichen. Die Lehrerinnen tragen in der Regel die Verantwortung für die Gruppen, führen Elterngespräche und erledigen die pädagogische Planung, wohingegen die Kinderpflegerinnen überwiegend die direkte Care-Arbeit am Kind leisten und etwas geringer bezahlt werden.

Durch die Gespräche erfuhr ich zudem, dass der Beruf der Kindergarten-Lehrerin auch in Finnland unter einem schlechten gesellschaftlichen Image leidet und die Bezahlung darüber hinaus für das hohe Maß an zu tragender Verantwortung sowie die große Arbeitsbelastung zu gering ausfällt. Die Folge dessen ist, dass auch in Finnland in den Kindergärten ein Personal – und Fachkräftemangel herrscht.

In Finnland wird der Betreuungsschlüssel dennoch meist mittels teilselbstständiger Ersatz-Lehrerinnen – und Pflegerinnen gewährleistet. Diese werden von speziellen Firmen vermittelt oder buchen sich selbstständig in die Kindergärten ein und bleiben zumeist für eine begrenzte Zeit von einigen Tagen (oft auch nur 1 Tag) bis wenigen Wochen dort. Das hat meines Erachtens Vor – und Nachteile. Ich persönlich habe es oft als schwierig erlebt, da manche Kinder sich schwerlich bis gar nicht auf stetig wechselnde Fremde einlassen konnten und die Arbeitsmoral sowie die Fähigkeit der Ersatzkräfte, sich in die unbekannte Gruppe einzubringen, sehr stark von ihrer jeweiligen Persönlichkeit abhing, sodass der allergrößte Teil der anspruchsvolleren Arbeit am Ende ohnehin von den festangestellten Fachkräften erledigt werden musste. Auf der anderen Seite war so allerdings auch immer der reibungslose Ablauf der Tagesroutine gesichert und Dinge wie Aktivitäten oder Ausflüge mussten nicht aufgrund von Personalmangel (durch Urlaub oder Krankheit) ausfallen.

Abschließend lässt sich sagen, dass sich die Arbeit in und die Qualität von finnischen Kindergärten nicht so grundlegend von deutschen unterscheidet, wie ich das im Vorfeld annahm. Auch in Finnland steht und fällt die Arbeit mit der Kompetenz und dem Engagement der einzelnen Fachkräfte und der Art und Weise, wie sie sich in das Gruppengeschehen einbringen. Besonders gut hat mir allerdings die hohe Qualität des Essens gefallen, insbesondere im Hinblick auf die Nahrhaftigkeit und Ausgewogenheit der Lebensmittel. Und auch der starke Fokus auf die Förderung der Selbstständigkeit, der freundliche und ressourcenorientierte Umgang mit den Kindern sowie die sehr regelmäßig durchgeführten Projekte und Aktivitäten habe ich als besonders positiv empfunden. Die Kinder der Gruppe Huopahatut zeigten sich für ihr Alter insgesamt ausgesprochen selbstständig, freundlich, sozial sowie motorisch als auch kognitiv überwiegend sehr gut entwickelt. Dies bestätigte mich darin, dass eine gute Balance zwischen gezielter Förderung und Struktur auf der einen und kreativer Freiheit auf der anderen Seite, als auch ein Umgang mit Blick auf die individuellen Stärken der Kinder einen überaus positiven Effekt auf ihre Entwicklung hat und daher Merkmale eines gut geführten Kindergarten darstellen.

 

Freizeit

An den Wochenenden hatte ich die Gelegenheit, meine Nachbarschaft sowie die Stadt Helsinki mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten etwas intensiver zu erkunden. Leider war die Zeit meines Aufenthalts letztlich viel zu kurz, um hier alles Interessante mitzunehmen, doch das, was ich erleben konnte, war es allemal wert.

Ich hatte das Glück, in einer ausgesprochen schönen Wohngegend zu leben, von der aus ich innerhalb von 10 Minuten auf den Taivaskallio steigen und den Ausblick auf die Stadt genießen konnte. Angrenzend befand sich ein wunderschöner Wald mit vielen kleinen Pfaden, den ich gern für regelmäßige Spaziergänge und Wanderungen nutzte. Die Natur in und um Helsinki ist sehr felsenlastig und teilweise unwegsam, was unter anderem auch ein wenig zum Klettern anregt – in jedem Fall eignet man sich nach einiger Zeit eine gut trainierte Oberschenkel – und Wadenmuskulatur an, da die Wege und Pfade teils extreme Steigungen aufweisen.

Auch ein Besuch des Stadtzentrums mit seinen vielen Geschäften, Museen und Bibliotheken, dem berühmten Kauppatori-Markt sowie dem Hafen ist sehr zu empfehlen. Am Kauppatori-Markt fährt zudem eine Fähre (welche mit einem Monatsticket der Zone A ohne Mehrkosten bestiegen werden kann) zur Festungsinsel Suomenlinna, die sich ideal zum entspannten Wandern, Flanieren und Verweilen im Restaurant eignet.

Im Sommer finden in Helsinki überdies sehr viele Festivals statt. Insbesondere Metal-Festivals sind hier sehr beliebt.

Die Mentalität der Finnen habe ich als besonders angenehm empfunden. Die Menschen in Finnland sind Fremden gegenüber eher zurückhaltend, insbesondere in der Öffentlichkeit. Es ist hier z.B. unüblich, unbekannte Menschen auf der Straße zu grüßen oder anderweitig anzusprechen (oft wird nicht einmal der Busfahrer gegrüßt). Darüber hinaus kümmert sich insbesondere in Helsinki jeder um seinen eigenen Kram – das heißt, dass es sehr unwahrscheinlich ist, von Finnen komisch angestarrt, in seltsame Gespräche verwickelt oder anderweitig behelligt zu werden. Die allgemeine Stimmungslage ist in Helsinki sehr rücksichtsvoll und  friedlich und wer als Mensch gern seine Ruhe hat, braucht sich nur ein wenig abseits der Hauptstraßen zu bewegen, um kaum einer Menschenseele zu begegnen.

 

Tipps zur alltäglichen Versorgung

Die Lebenshaltungskosten sind in Finnland im Vergleich zu Deutschland relativ hoch. Dementsprechend empfiehlt es sich, größere Einkäufe möglichst nicht in den teureren Supermärkten wie K-Market zu erledigen, sondern stattdessen auch längere Wege zum Discounter auf sich zu nehmen. Der günstigste Discounter in Finnland ist Lidl und die Preisunterschiede sind hier selbst zu ebenfalls eher günstigen Märkten enorm. Ich bin daher für meine Wocheneinkäufe immer ins Einkaufszentrum „Arabia“ gefahren, in dem es einen Lidl gibt und habe nur für kleinere Besorgungen den Supermarkt neben meiner Unterkunft aufgesucht. Dank des Monatstickets und des ausgesprochen gut ausgebauten Nahverkehrs (Busse sämtlicher Linien fahren im 10-Minuten-Takt) war das auch überhaupt kein Problem.

Um sich im öffentlichen Nahverkehr mit seinen unzähligen Buslinien gut zurechtzufinden, ist die Nutzung der HSL-App obligatorisch. Sie ist in Englischer Sprache verfügbar, leicht zu bedienen und verfügt über einen sehr hilfreichen Routenplaner, der einen auch zu Fuß in Echtzeit durch die Straßen lotst. Zudem können hierrüber Fahrkarten erworben werden – wichtig, wenn man noch keine Monatskarte hat und gerade kein Ticketautomat vorhanden ist. Es empfiehlt sich hier jedoch, eine Kreditkarte zu besitzen. Zwar sind auch andere Zahlungsmethoden, (u.a. Mobile Pay) möglich – diese haben jedoch mit meiner deutschen Handynummer bzw. Sim-Karte nicht funktioniert.

Wer nicht über mobiles Internet mit unbegrenztem Datenvolumen verfügt, dem sei überdies wärmstes der Erwerb einer finnischen Prepaid-Sim-Karte empfohlen. Eine solche lässt sich hier völlig problemlos ohne jegliche Registrierung z.B. im R-Kioski erwerben und bietet sehr stabiles und schnelles Internet ohne Volumenbegrenzung für sehr wenig Geld. Ich habe für gerade einmal 20€ im Monat mit 200mbit/s (was die langsamste Geschwindigkeitsoption darstellte) ohne Datenvolumenbegrenzung surfen können.

 

Fazit

Meine Zeit in Finnland habe ich als sehr bereichernd empfunden und ich bin unglaublich dankbar dafür, dass meine Schule mir den Aufenthalt ermöglicht hat! Die Arbeit in Finnland hat mir nicht nur beruflich einen Zuwachs an Erfahrungen und Erkenntnissen ermöglicht, sondern auch persönliche Kompetenzen gestärkt und mir meine bereits bestehenden Fähigkeiten und Stärken aufgezeigt, was mich letztlich selbstbewusst und um viele Einsichten reicher nach Deutschland hat zurückkehren lassen. Ich kann daher jedem, der mit dem Gedanken spielt, sich für das Erasmus-Projekt zu bewerben, ausdrücklich empfehlen es zu tun und über im Zweifel den eigenen Schatten zu springen. Für viele mag es anfangs beängstigend wirken, zum wahrscheinlich ersten Mal so weit von zuhause entfernt in einem völlig fremden Land zu arbeiten. Doch das, was man daraus am Ende mitnimmt, ist eine dauerhafte Bereicherung für die eigene Persönlichkeit. Daher sollte man die Möglichkeit unbedingt wahrnehmen, wenn sie sich einem bietet!