Vorbereitung

Nachdem ich bei meiner Einstellung herausgefunden habe, das mein „Azubi-Vorgänger“ bereits einen Auslandsaufenthalt absolviert hatte, stand für mich fest, dass ich diese Gelegenheit auch nutzen wollte. Ende 2021 zeichnete sich dann endlich ab, dass die Corona-Pandemie demnächst wieder Aufenthalte im Ausland ohne große Komplikationen erlauben könnte. Für mich stand von Anfang an fest, dass es in den hohen Norden nach Norwegen, Schweden oder Finnland gehen sollte und in letzterem hat sich dann die beste Gelegenheit ergeben.

Anreise

Am 23.04.2022 ging um 06:15 der Flieger von Hannover nach Frankfurt und von dort der Anschlussflug direkt nach Helsinki. In Helsinki angekommen wurde schnell das Gepäck eingesammelt und ich machte mich auf den Weg zum Bahnhof, welcher sich Unterhalb des Flughafens befindet. In Helsinki ist der Nahverkehr in Zonen eingeteilt, der Flughafen befindet sich in Zone C und der Hauptbahnhof in Zone A. Für nur knappe 5€ kaufte ich also ein Ticket und machte mich auf dem Weg in den Stadtkern. Am Hauptbahnhof angekommen stieg ich um in eine Tram der Linie 9, welche direkt vor meiner Unterkunft im Stadtteil Jätkäsaari hielt.

Unterkunft

Untergekommen bin ich in einer Internationalen WG im erst wenige Jahre altem Stadtteil Jätkäsaari. Jätkäsaari oder auch Busholmen (In Helsinki sind alle Straßen, Gebiete etc. in Finnisch und Schwedisch ausgewiesen) war ein ehemaliger Transporthafen, welcher seit 2009 in einem großangelegten Projekt in eine Moderne Wohngegend umgebaut wird. Dadurch wirkt der gesamte Stadtteil sehr modern und durch seine Nähe am Wasser und viele kleine Parks ist es auch insgesamt eine sehr schöne Gegend. Das Apartment der WG befand sich in einem erst 2020 fertiggestelltem Gebäude und umfasste neben Küche und Bad auch die obligatorische, in fast jeder finnischen Wohnung vorhandene, Sauna. Nachdem ich mich mit meinen 5 Mitbewohnern aus Frankreich, Spanien, Deutschland und den USA bekannt gemacht habe, bezog ich nun mein privates Zimmer.

 

 

 

 

Arbeit und Betrieb

 

Mein Praktikumsbetrieb war der Hauptsitz des Unternehmen KONE Corporation Oyj, ein Internationaler Hersteller, der überwiegend bekannt ist für Aufzüge und Rolltreppen. KONE wurde 1910 in Finnland gegründet und zählt mit weltweit über 60.000 Mitarbeitern in 60 Ländern und knapp 9,9 Milliarden Euro Umsatz zu einem der größten Unternehmen Finnlands. Der Hauptsitz befindet sich direkt am Pier von Keilaniemi in Espoo, einem Vorort von Helsinki. Eingesetzt wurde ich in der OnSite IT-Abteilung, die eigentliche KONE IT sitzt nämlich nicht in Espoo sondern in Hyvinkää, einem Ort weiter außerhalb Helsinkis. Grob gesagt ist die Aufgabe der OnSite IT alles was Computer betrifft und nicht aus der Ferne, sondern nur vor Ort (Daher OnSite) bearbeitet werden kann. Dadurch ergibt sich ein recht breites Spektrum an Aufgaben, so habe ich während meines Praktikums neben dem regulären First-Level Support auch defekte Notebooks repariert, bei einem Roll-Out neuer Notebooks mitgeholfen, Netzwerkanschlüsse verkabelt und dabei geholfen die Arbeitsplätze eines frisch renovierten Stockwerks entsprechend einzurichten. Auch wenn das Praktikum unbezahlt war, wurde mir angeboten täglich kostenlos in der Betriebseigenen Kantine zu essen, was mir bei den hohen Preisen in Helsinki sehr geholfen hat. Während meines gesamten Aufenthaltes war die Aussicht während der Arbeit aber dennoch das Highlight. Durch die Höhe von 16 Stockwerken, einer Glasfront auf 3 von 4 Gebäude Seiten und der Position direkt am Wasser hatte man fast immer eine atemberaubende Aussicht auf das Meer, Helsinki oder die Inseln vor Helsinki.     

 

 

 

 

Freizeit

 

Unter Woche blieb neben Arbeit, Einkaufen und den weiteren täglichen Aufgaben meistens nicht viel Zeit für große Ausflüge. Das war aber auch gar nicht nötig, denn Helsinki ist eine absolut riesige aber vor allem sehr diverse und wunderschöne Stadt. Man kann an den vielen Häfen und Piers in Helsinki spazieren gehen, die florierende Innenstadt besuchen, Sehenswürdigkeiten wie das Senatsgebäude besuchen und vieles mehr.

 

 

 

 

 

Am Wochenende blieb dann aber auch mal Zeit für Tagesausflüge, hiervon war mein absolutes Highlight vermutlich der Tagestrip in den Nationalpark Nuuksio. Der Nationalpark befindet sich knapp 1 ½h von Helsinki entfernt und bietet auf 55 km² eine Atemberaubende Wanderlandschaft und über 80 Seen. In Nuuksio hat man die Möglichkeit entweder einen der empfohlenen Wanderwege zu gehen, oder aber auch mehrere Wanderwege dank „Connecting routes“ zu verbinden, selbst das Wandern auf nicht gekennzeichneten Pfaden ist erlaubt, wenn auch etwas gefährlich aufgrund der schieren Größe des Nationalparks. Im Nationalpark Nuuksio gibt es auch einen Rentierpark, an welchem man die Möglichkeit hat, die „südlichste Rentierherde“ der Welt zu besuchen, füttern und auch zu streicheln. Leider habe ich es zeitlich nicht dorthin geschafft da ich mich spontan zu einem längerem Wanderpfad im Naturpark entschieden hatte. Nuuksio liegt in Zone C des Helsinki Nahverkehrs und ist entsprechend günstig zu erreichen.

 

 

 

 

 

Von den vielen kleinen Inseln vor Helsinki ist eine besonders Interessant: die Festungsinsel Suomenlinna. Hier handelt es sich um eine größere Insel mit vielen kleinen Cafès und einer, namensgebenden, alten Festung. Auch das finnische Militärmuseum befindet sich auf Suomenlinna.

 

Da während meines Praktikums die Eishockey Weltmeisterschaft stattgefunden hat, besuchte ich zudem auch das WM-Spiel Deutschland vs. Slowakei in der Helsinki Eishalle. Auch wenn ich nicht viel Kenntnisse vom Eishockey habe, war es dennoch eine sehr Interessante Erfahrung.

 

 

 

 

 

 

Fazit

 

Helsinki und der entsprechende Umkreis bieten genügend Sehenswürdigkeiten und Interessante Orte, um ein gesamtes Jahr dort nur mit Sightseeing zu verbringen. Dennoch konnte ich in den 6 Wochen sehr vieles sehen und erkunden. Für mich steht deshalb klar fest, dass ich dieses Praktikum auch jederzeit wieder machen würde. Helsinki ist eine der schönsten und Modernsten Städte, die ich je gesehen habe und die finnische Bevölkerung ist unglaublich freundlich und hilfsbereit. Auch die Arbeit in einem Unternehmen mit der Größe von KONE hat mir sehr gefallen. Ich würde dieses Praktikum jedem empfehlen, komplett unabhängig davon, ob man das Urbane Leben in einer der lebenswertesten Großstädte der Welt kennenlernen will oder aber auch die Natur Nordeuropas. Finnland und insbesondere Helsinki hat für jeden etwas zu bieten.

 

 

 

Erfahrungen und Empfehlungen

 

Ich hatte glücklicherweise eine deutschsprachige Mitbewohnerin, die bereits seit über einem Jahr in Helsinki war und mir deshalb einiges erklärt und gezeigt hat, da das aber nicht jeder hat, hier eine kleine Auflistung von mir:

Es gibt immer mehr Orte an denen NUR Kartenzahlung möglich ist, da im Ausland die deutschen Maestro Bankkarten von Sparkasse, Volksbank und Co. oft nicht akzeptiert werden, empfiehlt es sich eine der vielen Kostenlosen VISA Karten von z.B. der Hanseatic Bank, Barclay Card etc. zu holen. Hier unbedingt online Informieren welche zum aktuellen Zeitpunkt empfehlenswert ist und auf versteckte Gebühren achten!

Busse halten nur für einen an, wenn man dem Busfahrer zu winkt. Sollte man dem Busfahrer nicht zu winken und es will auch zufälligerweise keine Person aussteigen, fährt der Bus einfach an einem vorbei. Einstieg im Bus ist zudem nur vorne, wo man entweder sein Ticket vorzeigt oder die HSL-Card.

Vermutlich wird er dazu auf euch zu kommen, aber falls nicht fragt bei eurem Koordinator in Helsinki unbedingt nach einer Student HSL Card. HSL ist der Lokale Nahverkehrsanbieter in Helsinki und mit dieser Student HSL Card könnt ihr für wenig Geld (ich habe für 6 Wochen Zone A und B knapp 60€ bezahlt) jederzeit alle Busse, Trams, Bahnen und Metros in der jeweiligen Zone nutzen, ohne ein Ticket zu ziehen. Schon fast ein Muss ist zudem die HSL App, hier könnt ihr sehr gut eure Verbindung checken oder auch ein Anschlusszonen Tickets für Zone C oder D oder Einzeltickets kaufen, ohne an einen Fahrkartenautomaten zu gehen.

Wer am Abend mal komplett kaputt ist und sich etwas zu essen bestellen will, der sollte sich unbedingt die App „Wolt“ installieren. Ist vergleichbar mit dem deutschen Lieferando, bietet in Helsinki aber eine enorme Vielfalt an Restaurants und auch Supermärkten, die euch das Essen bis zur Haustür bringen.

In Finnland gibt es im Gegensatz zu Deutschland wenige Supermarkt Ketten, eine davon ist jedoch Lidl. Solltet ihr die Gelegenheit haben bei einem Lidl anstelle eines K- oder S-Markets einzukaufen würde ich euch dies auch empfehlen. Die K-Markets und S-Markets sind nämlich vergleichsweise relativ teuer. Von R-Kioski würde ich gänzlich Abstand halten, diese sind wie der Name schon sagt eher als Kiosk konzipiert und entsprechend überteuert.

Man nimmt in Finnland Rücksicht aufeinander, heißt z.B. man lässt erst alle Personen aus der Tram, Metro etc. aussteigen und steigt danach erst ein. Ist in Deutschland zwar offiziell auch so, wird im Gegensatz zu Finnland aber deutlich weniger beachtet.