Vorbereitung und Anreise

Aufgrund der geschäftlichen Verbindung unseres BASF-Werkes in Środa Śląska (Polen) und des Werkes in
Nienburg hatte mich schnell für das Land und das Unternehmen des Austausches entscheiden können.
Nach kurzer Zeit wurde dann auch alles von der zuständigen Personalleiterin in die Wege gesetzt und der
Kontakt mit dem Werk Środa Śląska aufgenommen. Die Personalleiterin aus dem Polnischen Werk
meldete sich dann telefonisch bei mir, wir besprachen meinen Aufenthalt und sie half mir bei der Suche
nach einer passenden Unterkunft, Freizeitbeschäftigung und den Tätigkeiten, die ich während der
geplanten Zeit vom 15. März bis zum 13. April bewältigen sollte.

Obwohl Środa Śląska in der Nähe Breslaus liegt und somit auch mit dem Auto von Nienburg innerhalb
von sieben Stunden erreichbar ist, entschied ich mich trotz allem für einen Flug, da die An- und Abreise
somit angenehmer und schneller verlaufen würde. Den Flug mit Lufthansa buchte ich über Google
Flights– die Preise waren sehr günstig, da ich das Flugticket ca. drei Monate vor Abreise kaufte.
Insgesamt konnte ich somit einige Stunden einsparen, die es mir ermöglichten mich vor meinem ersten
Arbeitstag noch einmal zu sammeln.

Der Abreise war am 14. März – also einen Tag vor Arbeits-/Praktikumsbeginn. Während des Fluges
versuchte ich bereits meine Polnisch Kenntnisse im Austausch mit den Stewardessen zu benutzen. In der
Hoffnung herauszufinden, ob die Betonung einzelner Wörter meinem Verständnis entsprachen. Im
Großen und Ganzen wurde ich eher belächelt, jedoch auch für meine Mühen sehr geschätzt!

Als ich am Flughafen in Breslau ankam, wartete schon ein Taxi-Fahrer auf mich, der ein BASF-Schild in der
Hand hielt und mich zu meinem Hotel brachte. Die Mitarbeiter des Hotels in dem ich den gesamten
Zeitraum des Austausches untergebracht war sprachen zum Teil ein wenig Englisch und manche sogar
etwas Deutsch. Die Mehrzahl jedoch ausschließlich polnisch, was mir sehr half an meinen Polnisch
Kenntnissen zu arbeiten. Das drei-Sterne Hotel Zimmer hatte Wifi, ein Doppelbett, eine Couch, einen
Flachbildfernseher mit Polnischen TV-Broadcasting und einem angenehm großen Badezimmer für mich
allein. Dazu kam noch das tägliche Frühstück, was ebenfalls im günstig angeboten Preis enthalten war.
Ich bin sehr froh darüber, dass die Personalleiterin unseres Werkes in Breslau so ein tolles Angebot für
mich herausgesucht hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

Hotel Hellon in Środa Śląska, Polen

 

Betrieb 

Das Produktionswerk in Środa Śląska ist heute eines der Ersten seiner Art. Der Grundriss des Werkes
entstand vor ca. sechs Jahren und die ersten Produktionen vor vier Jahren. Sowie in unserem Werk
Nienburg, werden in Środa Śląska ebenfalls Fahrzeug-Katalysatoren hergestellt. Somit waren mir die
Prozesse zwar nicht unbekannt, als ich aber einen Produktionshallen-Rundgang bekam, merkte ich
jedoch sofort, dass dort die modernisierten- und zeitgemäßen Automatisierungen der Industrie stark
angewandt wurden.

Produktionswerk Środa Śląska, Polen

Zuerst zeigte man mir die Beschichtungsmassen-Herstellung. Hier waren zwei vollautomatisierte
Gabelstapler im Einsatz, die völlig selbstständig die nötigen Rohstoffe aus den Lagerregalen entnahmen
und in die Mischtanks schütteten. Danach gingen wir in die Produktionslinien, wo diese Masse mithilfe
einer speziellen Technologie auf die Monolithen beschichtet wurden. Hierbei konnte man auch schnell
erkennen, wie modern dieses Produktionsverfahren ist.

Produktionshalle

Nach einigen Tagen zeigte man mir auch das faszinierend-große Hochlagerhaus. Ähnlich wie in der
Produktion, ist die Automatisierung hier schnell zu erkennen. Ein Roboter-Kran lagerte Fertigprodukte
ein und entnahm sie wieder bei anstehendem Fertigwarenausgang. Dies funktionierte alles via Eingaben
und Klicks am PC.

Hochlagerhaus des Produktionswerks

 

Arbeit 

Für den Zeitraum über einem Monat setzte man mich bei der Produktionsplanung (Polnisch: „Planowanie produkcji“) ein.  

Meine Hauptaufgabe war es für die ersten zwei Wochen „Stock Analysis“ durchzuführen. Hierfür prüfte ich via SAP bei spezifischen Produkten, was die Zeiträume zwischen jedem Prozessschritt sind. Ich suchte also nach repräsentativen Aufträgen, für welche Rohstoffe und Monolithen bezogen wurden, eine Produktion und Qualitätsprüfung erfolgte und die Fertigprodukte letztlich an den Kunden ausgeliefert wurden. Die Zeiträume, welche ich aus SAP entnahm, gab ich in einer selbst-vorbereiteten Excel-Tabelle ein. Die Ergebnisse dieser Analyse waren dafür vorgesehen eine Optimierung zu einer besseren Bezugsplanung, Produktionsplanung und Kosteneinsparung im Lager zu ermöglichen – sprich die Lagerliegezeiten zu minimieren.

Stock Analysis (vertrauliche Informationen sind ausgeblendet)

Zwischenzeitlich saß ich bei einem Produktionsplaner und dann einem Rohmaterialbeschaffer, um zu lernen, wie sie arbeiteten. Für jede Art von Produktionslinie (HD, MCC, SCRoF & LD) gab es einen Planer – hiervon gab es vier, also auch vier Planer. Für Rohmaterialbeschaffung gab es jeweils zwei Beschaffer für die chemischen Rohelemente der Beschichtungsmassen und zwei für die Beschaffung der Rohsubstrate (auch gen. Monolith). Interessant war es für mich zu sehen, dass viele Prozesse sich sehr zu denen in Nienburg ähnelten. Allerdings gab es hier auch noch eine Menge neu zu lernen, da ich selbst noch nicht in der Produktionsplanungs-Abteilung im Rahmen meiner Ausbildung war. Somit sammelte ich schon Vorkenntnisse für meinen anstehenden Aufenthalt in der PP (Produktionsplanung) in Nienburg.

 

Środa Śląska

Środa Śląska ist ein kleiner Ort zwischen Legnica und Wrocław (Breslau). Hier gibt es ca. 9000 Einwohner
über einer Fläche von 15km². Da historisch die meisten Orte dieses Umkreises aus deutscher Herkunft
waren trug Środa Śląska mal den Namen „Neumarkt in Schlesien“.

Środa Śląska ist sehr schön und historisch. Man kann dort ein großes Schwimmbad finden, eine instand
gehaltene Stadtbefestigung aus dem 13. Jahrhundert, drei sehenswürdige Kirchen, einige Fitness-
Studios, mehrere Bars und eine sehr ansprechende Kulinarik mit einer Auswahl von einheimisch-
Italienischer Pizza bis zur traditionellen Polnischen Küche – grundsätzlich Suppen, aber trotzdem sehr
lecker.

 

Środa Śląska, Polen

 

Freizeit

Ich entschied mich dafür lieber in diesem kleineren Ort zu bleiben als in Breslau, weil dort wesentlich
weniger Einwohner Deutsch oder Englisch sprechen. Somit würde ich dann auch gezwungen sein
Polnisch zu lernen – das war jedenfalls meine Annahme. Mein Plan ging glücklicherweise zum Teil auf, da
ich nach zwei Wochen schon lernte, wie man einen grammatikalisch-korrekten Satz in Polnisch bildet.
Durch den täglichen Smalltalk (wie „Dzień dobry“, „Cześć“, „Dziękuję“, „Jak się masz?“ etc.) prägten sich
auch die Vokabeln deutlich schneller ein. Ich merkte schlagartig, wie kompliziert die Aussprache und
Grammatik dieser Sprache ist und fühlte mich sehr herausgefordert.

Mithilfe des anderen BASF-Praktikanten Aleksander, der aber aus Polen kam, lernte ich sehr schnell.
Jeden Tag nach der Arbeit saßen wir uns gemeinsam hin und er lehrte mir Polnisch. Mit ihm habe ich
auch in meiner Freizeit am aller meisten Zeit verbracht. Er zeigte mir die Innenstadt Breslaus, die
Nachtszene und auch so einige Sehenswürdigkeiten. Er war freundlich und stets hilfsbereit, sollte ich
mich beispielsweise mal mit den Bussen verfahren haben. Dank des Austausches nach Polen, kann ich
sagen, dass ich einen neuen Freund gewonnen habe!

Aleksander (links) & ich (rechts) vor dem BASF Hochlagerhaus Środa Śląska, Polen

Wrocław (Breslau), Polen

Fast täglich bin ich in eines der etwas kleineren Fitness-Studios gegangen. An meinem ersten Tag im
Fitness-Studio fiel mir direkt auf, dass die Polen aufgeschlossener sind als viele Deutsche. Kaum bin ich in
den Trainings-Raum getreten, schüttelten mir alle höflich die Hände, fragten mich, wie es mir ginge und
wer ich denn sei. Ich habe in meiner Freizeit wesentlich mehr Sport betrieben als Zuhause in
Deutschland. Somit kann ich nun auch guten Gewissens sagen, dass ich bereit für den Sommer in
Deutschland bin!

Auch die Kollegen des Werkes Środa Śląska waren sehr gastfreundlich und fragten mich ständig ob ich
mit ihnen Essen gehen wolle, oder luden mich zum „chillen“ ein. Dazu kam dann noch das bereichernde
Gefühl, wenn ich mal etwas richtig auf Polnisch gesagt habe und die Leute dann kurz davor waren im
Beifall zu klatschen. Dieses Gefühl ist definitiv eine große Motivation gewesen, mich weiterhin damit zu
beschäftigen Polnisch zu lernen.

 

Fazit

Im Großen und Ganzen würde ich ohne zu zögern hier zurückkehren. Endlich Polen mal selbst gesehen zu
haben war die richtige Entscheidung. Die Menschen sind offen und gastfreundlich. Zudem ist es
faszinierend zu sehen, wie sich Kulturen unterscheiden können trotz der Nähe zu den Nachbarländern.
Die Polnische Sprache zu lernen ist zwar nicht einfach, aber es hat mir geholfen mich weiter zu
entwickeln und mich für weitere Herausforderungen im Leben gewappnet. Dank des Stipendiums war es
mir möglich gut in Polen zu leben und auch an Freizeitaktivitäten teilzunehmen, deshalb würde ich es nur
jedem empfehlen sich beim Erasmus+ Programm miteinbinden zu lassen, da dies eine super Möglichkeit
ist.

Środa Śląska, Polen