Ankunft

 

Um 19 Uhr am 22. Mai landete ich in Tampere/Finnland. Es war deutlich kälter als in Deutschland, aber trotzdem trocken. Nachdem ich meinen Koffer vom Band geholt hatte, stieg ich in den Bus der mich zum Hauptbahnhof bringen sollte. Am Bahnhof zog ich mir ein Ticket und warte auf meinen Zug, der um 20 Uhr Abfahrt hatte. Jetzt lag noch eine Stunde Zugfahrt zwischen mir und Seinäjoki, meinem Reiseziel. Das man im Zug in Finnland zugewiesen Sitzplätze hat, wusste ich schon. In Seinäjoki angekommen, wurde ich abgeholt und in meine Unterkunft, ein Studentenwohnheim, gebracht. 

Am nächsten Morgen um 10 haben ich mich dann mit Juha getroffen, der mir die Stadt und meinen Arbeitsplatz für die nächsten 5 Wochen gezeigt hat. 

 

Arbeit

 

Mein Arbeitstag beginnt jeden Morgen um 7 Uhr, was ausschlafen für mich ist, da ich sonst schon immer um 1:30 Uhr auf den Beinen stehe. Am ersten Tag, wurde mir von den freundlichen Mitarbeiterinnen alles gezeigt, erklärt und jede Frage beantwortet. Von Arbeitsbeginn bis zum Frühstück wird alles gebacken, was im Laden verkauft werden soll. Gegen halb 9 Uhr hatte ich meine Frühstückspause, die eine halbe Stunde lang ist. Zum Frühstück durfte ich mir immer etwas aus dem Laden nehmen und frisch gekochten Kaffee, Tee oder Kakao gab es auch immer. Nach der Pause werden alle Kundenbestellungen bearbeitet. Meistens waren dies viele Torten, besonders die herzhaften Torten mit Böden aus Toastbrot und einer zum Beispiel Fleischsalat Füllung, die mit Frischkäsecreme bestrichen und dann mit Räucherlachs oder ähnlichem Garniert wurden, waren sehr beliebt. Um halb 12 Uhr gab es dann Mittagessen im Betrieb. Die Verkäuferinnen hatten verschiedene Suppen zubereitet. Mittagspause war ebenfalls eine halbe Stunde. Danach wurde alles für den nächsten Tag vorbereiten und um 14 Uhr hatte ich meistens Feierabend. Wir hatten immer sehr viel Spaß auf der Arbeit, und auch die Verständigung war nicht besonders schwer. So hatte ich in der ersten Woche viele kleine Finnische Wortschnipsel aufgesammelt und kam so ganz gut zurecht. Das Erste, was ich gelernt habe, war bis 10 zu zählen. Noch bevor ich “Hallo” oder “Tschüss” sagen konnte. Nach meiner ersten Woche im Betrieb hatte ich schon meinen festen Ablauf, den ich ohne Fragen selbstständig erledigen konnte. Natürlich habe ich nebenbei aber auch sonst alle Backwaren die im Betrieb hergestellt wurden kennengelernt und mindestens einmal selber hergestellt. Da mein Arbeitsplatz ein Cafė war, waren die meisten Gebäcke aus Hefefeinteigen und unterschieden sich nur in der Art ihrer Aufmachung. Mein Tag begann immer damit Lounas Sämpylä herzustellen. Das sind in Finnland Frühstücksbrötchen und werden dann von den Verkäuferinnen belegt. Danach habe ich Mürotaikiina gemacht, was Mürbeteig ist. Der zu meiner Überraschung viel weicher ist als der 1-2-3 Mürbeteig in Deutschland. Daran musste ich mich erstmal gewöhnen. Daraus habe ich immer Päärynä Leivos gemacht. Auf 6 mm ausgerollt, Kreise ausgestochen, in die gefettete Form gelegt, Pudding aufgespritzt, eine viertel Birne darauf gelegt und einen weitere Kreis aus Mürotaikiina drauf gelegt und alles fest gedrückt, mit Ei eingestrichen und Streusel darüber gestreut. Nach dem Frühstück habe ich immer die verschiedenen Pizzen belegt. Huhn, Hackfleisch, Thunfisch, Kochschinken und Vegetarische Pizzen wurden jeden Tag frisch hergestellt. Auch als Gluteeniton, also Glutenfreie Variante gab es fast jedes Gebäck. Meistens habe ich danach das Fettbackgerät eingeschaltet und einen Hefefeinteig für Kerma Munkki laufen lassen. Diese habe ich dann frittiert und abkühlen lassen. Nachdem abkühlen, wurden diese fast ganz durchgeschnitten. Aber nur fast. Und an der geschlossenen Innenseite mit Erdbeerfüllung gefüllt und dann mit Sahne garniert. Danach war Zeit für ein warmes Mittagessen. Falls mal jemand, in Seinäjoki im Cafė Pikku Paussi Mittagessen will, kann ich nur die Lachssuppe empfehlen. Lachs ist Lohi auf Finnisch.

Danach ging es fast immer damit weiter, dass wir die Frühstückskuchen für den nächsten Tag vorbereitet haben. 

 

Freizeit 

 

Da ich ja fast immer um 14 Uhr den Betrieb verlassen konnte und am Wochenende nicht arbeiten musste, hatte ich recht viel Freizeit in der ich mir Finnland angucken konnte. Am dritten Tag, nach meiner Ankunft, habe ich direkt drei Leute kennengelernt, die zufällig aus Hamburg kam und auch an Erasmus+ teilgenommen haben. Zusammen waren wir viel Wandern, und generell Unterwegs um zu gucken, was Finnland so zu bieten hat. Zum Beispiel waren wir in Finnlands größtem Einkaufszentrum. Was für uns Deutsche, aber eher normal groß war. Da wir auch öfters zusammen gekocht und gegessen haben, mussten wir schnell feststellen, dass Finnland ein recht teures Land ist. Trotzdem sind wir mit unserem Budget super klar gekommen und konnten trotzdem viel unternehmen.

 

Fazit

 

Es war eine wunderschöne Erfahrung. Ich habe viele tolle, neue Menschen kennengelernt und ein wundervolles Land erkunden dürfen. Alles was ich dort gelernt und gesehen habe behalte ich für immer in Erinnerung. Durch die Wochen in Finnland habe ich viel Selbstbewusstsein erlangt, sowohl in meinem Beruf als Bäckerin, als auch generell wie ich mit fremden Menschen in einem fremden Land klar komme. Jeder, der die Chance hat, so eine Erfahrung zu machen, kann ich nur raten es zu tun. Man nimmt so viel mit, an Fähigkeiten und Kenntnissen. Die man auch im weiteren Arbeitsleben immer wieder verwenden kann. Es ist schön zu sehen, wie andere Länder arbeiten und welche anderen Techniken sie dafür verwenden. Hätte ich nochmal die Chance in ein anderes Land zu fahren, würde ich es sofort tun.