Erfahrungsbericht Erasmus Auslandspraktikum

Sevilla 11.1.-26.2.16

 

Ich habe mich entschieden ein Auslandspraktikum zu machen, um während meiner Ausbildungszeit zu verreisen und dabei verschiedene Einblicke in den Beruf eines Elektrikers und das Leben außerhalb von Deutschland zu erhalten.

Spanien habe ich nicht nur wegen des Wetters sondern auch wegen der sonnigen Gemüter und dem kulturellen Kontrast zum Norden gewählt. Umso besser also, dass ich nicht direkt in eines der deutschen Urlaubsziele gekommen bin, sondern in die traditionsreiche Hauptstadt Andalusiens Sevilla.

Die Vorbereitung mit dem „Mobilitätsexperten“ an meiner Schule war für mich recht unkompliziert. Im Grunde musste ich, nachdem ich mir mit meines Reiseziels sicher war, nur die Erlaubnis meines Betriebes einholen und die Dokumente ausfüllen und unterschreiben lassen sowie einen Auslandsschutz zu meiner Krankenversicherung hinzufügen.

Von der Aufnahmeorganisation in Spanien habe ich noch eine kleine Liste zur Vorbereitung erhalten, die aber nicht viel Zeit in Anspruch nahmen.

Für Rückfragen und Absprachen sollte man trotzdem etwas Zeit einplanen. In meinem Fall dauerte es ein paar Monate bis ich eine Zusage aus Spanien praktisch auf den letzten Drücker erhalten habe, was wohl der Auftragslage für Elektriker zu verdanken ist. Also mehr Zeit um etwas Spanisch zu lernen.

Sevilla ist keine Touristenhauptstadt und das Flugangebot ist nicht so gut, wie z.B. nach Madrid. Meine Reise ging daher über Lissabon. Im Nachhinein wäre ich wohl etwas billiger und schneller davongekommen, wenn ich von einer anderen Stadt gestartet oder auch andere Verkehrsmittel eingeplant hätte.

In Sevilla angekommen gibt es am Flughafen einen Shuttlebus, der einen für 4€ in die Innenstadt bringt. Um meinen Vermieter nicht noch länger warten zu lassen bin ich jedoch mit einem Taxi zur Wohnung gefahren. Eigentlich unnötig, denn hier spielt sich alles sowieso etwas später ab. Nach meiner Ankunft um 22 Uhr gab es noch Abendessen und wir haben uns zusammen mit seinem Hund den Schulweg angesehen.

Ich hatte ein bescheidenes Zimmer in der gemeinsamen Wohnung. Diese lag etwa 10 Minuten vom Zentrum und ich konnte die wichtigsten Orte bequem zu Fuß erreichen. Zudem gibt es recht gute Busverbindungen.

Während meines Aufenthaltes in Malaga wohnte ich im Schlafsaal eines Hostels. Ich habe bald zu einem Backpackerhostel im Zentrum gewechselt, weil es besser, unter anderem mit einer Küche, ohne die man sich dort auf Dauer kein Essen leisten kann, und Dachterrasse, ausgestattet und voller Reisender war. So lernt man sehr leicht andere Reisende kennen. Deshalb und wegen der lange Arbeitszeiten und -wege habe ich leider nicht viel Zeit mit Sightseeing verbracht.

Gerade in Spanien kann es wichtig sein die Landessprache zu sprechen und so ziemlich unabdingbar wenn man mit Einwohnern arbeiten will, weshalb auch ein zweiwöchiger Spanisch Kurs dazugehört. Die Zeit reicht aber kaum aus wenn man mehr als einfache Phrasen sprechen will also besucht man am besten schon vorher einen Kurs oder kauft seinen eigenen Anfängerkurs. So konnte ich einen Fortgeschrittenenkurs besuchen.

Über die Schule wurde auch meine Praktikumsplatz und die Wohnung organisiert und entgegen vieler Erfahrungen von Erasmusstudenten hatte ich keine großen Probleme mit Bürokratie und auch die Absprache mit meinen spanischen Ausbildern war auf meiner Seite unkompliziert, wenn auch manchmal sehr kurzfristig.

Bei allen Angelegenheiten konnte ich mich auch auf Deutsch an meine Tutorin wenden, die mir viele Auskünfte geben konnte und sich um die reibungslose Kommunikation gekümmert hat.

 

Nach zwei Wochen hatte ich dann meinen ersten Arbeitstag. Zusammen mit einem selbstständigen Elektriker habe ich für mehrere Tage in einem Wohnhaus bei der Renovierung geholfen. Meine Arbeitstage begannen immer etwa um 8:30-9:00 und ich durfte dann z.B. jede Menge Leitungen verlegen und Steckdosen anschließen. Die Aufgaben in dem Handwerksbetrieb habe ich teilweise auch schon in meiner Ausbildung bei einem Netzbetreiber erledigt, doch habe ich noch mehr Einblicke in das Handwerk erhalten, wo alles etwas anders abläuft als in einem großen Betrieb und musste mir einiges mehrfach erklären lassen bis ich alles verstanden habe.

Nachdem die Arbeiten dort erledigt war, gab nicht mehr sehr viele Aufträge, weshalb ich mich für zwei Wochen nach Malaga zu einem größeren Arbeitgeber begeben habe.

Der Techniker mit dem ich unterwegs war kümmerte sich um die Reparatur vieler verschiedener Anlagen wie automatische Garagen, Fernsehantennen und auch Wasserversorgung. Dort konnte ich nicht immer mithelfen, da es schwierig ist die komplizierteren Reparaturen einem ausländischen Praktikanten zu erklären. Dennoch waren die Arbeitstage, mal mit und mal ohne Siesta, generell länger als in Deutschland sodass ich einen Großteil meiner Zeit dort verbracht und einiges über Improvisation, die wichtigste Fähigkeit eines Elektrikers, gelernt habe.

Die ersten Tage bestanden größtenteils aus Lernen, um in meiner Klasse aufzuholen, und dem Einleben in die Stadt. Viele alltägliche Dinge, wie die nächste Frutería oder einer Bäckerei mit vernünftigem Brot, waren schnell gefunden. Mein spanischer Vermieter konnte zum Glück gut Englisch sprechen und hat mir viele Auskünfte gegeben. Später auch auf Spanisch.

In der Schule und auf den Ausflügen kann man am Anfang gut Leute und die Stadt kennenlernen. Die Veranstaltungen sind so ausgelegt, dass man die interessanten Orte in Sevilla und Umgebung sieht und dabei etwas in die Kultur sowie den Alltag dort  eintauchen kann.

Die Schüler, welche zur gleichen Zeit eingetroffen sind haben sich direkt zusammengefunden, um zusammen auszugehen und die Stadt zu erkunden,  Da ich etwas später als die anderen eingetroffen bin, bin ich zunächst auf eigene Faust losgezogen und habe direkt an meinem ersten Freitag einige Spanier kennengelernt und gemerkt, dass Alkohol in Maßen die Sprachbarriere senken kann. Dass Interesse an der Sprache und dem Land als Tourist immer gut ankommt ist allgemein bekannt und wenn man sich etwas Mühe gibt ist der Kontakt mit den Bewohnern kein Problem.

Es gibt auch reichlich Angebote um ansässige oder andere Neuankömmlinge zu treffen, sein Spanisch zu verbessern oder einfach das Essen kennenzulernen. Man kann Gruppen im Internet oder Aushängen finden.

Um Nachts auszugehen bietet sich z.B.  die Alameda de Hercules mit mehreren Clubs, Bars und gut gelaunten Sevillanern, die sich auf dem Platz tümmeln an. Dieser wird auch in jedem anderen Bericht erwähnt. Um für Essen auszugehen kann ich empfehlen sich z.B. in die Viertel Triana oder Makarena zu wagen, da die Preise zum Zentrum generell höher werden.

Auch ohne ein Ziel kann man praktisch keine zehn Meter laufen ohne über eine der Bars zu stolpern, in denen viele Spanier scheinbar ihr zweites Zuhause haben wo man die berühmten Tapas Gerichte kaufen, die immer sehr schmackhaft und genauso fettig sind. Man sollte auf längere Zeit auf seine Ernährung achten.