Anreise

Am Sontag, 22.09.2019 ging es bei strahlendem Sonnenschein von Nienburg/Weser per Bahn zum Flughafen Hannover.

Die Warnungen der Lufthansa, dass es große Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen geben würde, haben sich zum Glück nicht bewahrheitet.

Ich konnte sofort mein Gepäck abgeben und der Sicherheitscheck dauerte nur wenige Minuten.

Leider hatte der Flug nach München Verspätung, was dazu führte, dass ich mich dort sehr beeilen musste, um das Gate zum Weiterflug nach Graz zu erreichen.

Die Gehzeit war mit 20 Minuten von einem Gate zum anderen angegeben, die man auch bei schnellem Schritt benötigte.

Der Flug von München nach Graz dauerte dann nur kurze 35 Minuten.

Rechnet man also nur die reinen Flugzeiten, ist man in noch nicht einmal 2 Stunden in Graz!

Dort angekommen, hat mich freundlicher Weise, der stellvertretende Schulleiter der Landesberufsschule Eibiswald abgeholt.

Die Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Graz aus zur Schule ist gerade an den Wochenenden nicht gegeben.

Gegen 17.30 Uhr hatte ich mein Hotel Kloepferkeller in Eibiswald erreicht.

 

Besuch der Landesberufsschule

Da mein Hotel bei der Kirche mitten im Ort lag, konnte ich die Schule am Morgen gut zu Fuß erreichen. Auf dem Weg dorthin wurde ich von freundlichen Einheimischen und Wanderern gegrüßt. Die Weinlese hatte begonnen und viele Touristen besuchen das sogenannte Schilcherland, um zu wandern und in den Buschenwirtschaften einzukehren.

In der Schule angekommen, wurde ich von Herrn Grinschgl, dem stellvertretenden Schulleiter, begrüßt.

In einer ersten Informationsrunde, an der auch die zwei Schulsekretärinnen teilnahmen, haben wir uns gegenseitig grob die Schulstrukturen erläutert.

Der größte Unterschied zwischen den Schulen in Eibiswald und Nienburg besteht darin, dass die BBS Nienburg eine Bündelschule mit größtenteils Teilzeitunterricht ist und in Eibiswald ausschließlich Blockunterricht für Elektro- und IT Berufe mit Internatsunterbringung stattfindet.

Auch die Größenordnungen der Schulen unterscheiden sich erheblich. In Eibiswald sind pro Blockphase ca. 300 bis 400 Schülerinnen und Schüler anwesend. Die Nienburger BBS beschult fast

3000 Schülerinnen und Schüler und weist ein sehr breites Bildungsangebot auf.

Danach wurde ich durch die Schulpsychologin Frau Nagler begrüßt.

Es fand ein sehr interessanter Austausch über die unterschiedlichen Gegebenheiten an der Berufsschule in Eibiswald und der in Nienburg statt.

Die Tatsache, dass die Schule in Nienburg vier Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter und zwei Beratungslehrkräfte beschäftigt, die für die Schülerschaft jederzeit zur Beratung und Hilfestellung zur Verfügung stehen, fand große Anerkennung. Die Schülerschaft in Eibiswald kann die Schulpsychologin bei Bedarf anfordern. Sie ist allerdings für mehrere Schulen zuständig und deshalb nicht jeden Tag im Hause. Zwei Beratungslehrkräfte stehen den Schülerinnen  und Schülern ansonsten zur Verfügung. Anzumerken ist hierzu aber auch, dass es sich in Eibiswald ausschließlich um Berufsschülerinnen und Berufsschüler handelt. Z.B. Berufseinstiegsklassen werden hier gar nicht beschult.

Des Weiteren wurde über die Beschulung der Geflüchteten gesprochen, die in Niedersachsen durch das Sprint-Projekt und nun durch die Sprachlernklassen im BVJ bzw. der BEK geregelt ist.

Vergleichbare Strukturen gibt es in Österreich nicht.

Die Schule in Eibiswald beschult Geflüchtete nur dann, wenn sie einen Ausbildungsplatz im Bereich Elektrotechnik bzw. IT habe.

Auch das Thema Berufsorientierung wurde angesprochen, das es in Eibiswald zurzeit nicht in dem Umfang gibt wie in Nienburg.

Das Mittagessen wurde in der Mensa eingenommen, die von der Schülerschaft jeden Tag während des neun wöchigen Blockunterrichtes genutzt wird.

Im Anschluss hat mich die Leiterin des Lehrlingshauses, Frau Lampel, durch die Räumlichkeiten geführt.

 

Die Schülerinnen (ca. 20 %) und Schüler sind in Viererzimmern untergebracht. Das Lehrlingshaus besteht aus einem Neubau und einem historischen Altbau (altes Schloss), der sehr schön restauriert wurde. Die Lehrlingshäuser unterstehen der Wirtschaftskammer der Steiermark.

Es gibt sehr gepflegte Sanitäreinrichtungen und viele Freizeitangebote.

Für die Schülerschaft wird am späten Nachmittag kostenfreier Förderunterricht angeboten, der sehr gut angenommen wird. Finanziert wird dieser durch einen Förderverein.

 

Die Kosten für die Internatsunterbringung werden durch eine Stiftung, die zum Teil über das Land und zum Teil durch die Betriebe bzw. die Wirtschaftskammer gespeist wird, finanziert.

D.h., dass für die Auszubildenden selbst keine Kosten entstehen. Selbst die sehr gute Verpflegung ist kostenfrei.

Die Schule und das Lehrlingshaus liegen zwar auf einem Grundstück, stehen aber unter unterschiedlichen Leitungen.

Der zweite Tag meines Besuches begann mit einem Schulrundgang in Eibiswald. Es gibt verschiedene Schulgebäude, in denen Klassenräume und Labore untergebracht sind.

Durch einen Neubau bzw. eine Sanierung befinden sich die Räumlichkeiten in einem sehr guten und sehr modern ausgestatteten Zustand. Im Oktober wird ein weiterer Neubau offiziell eingeweiht.

Interessant für die BBS Nienburg könnte die Ausstattung der Labore durch eine österreichische Firma, die von Berufschullehrern gegründet wurde, sein. Die Adresse etc. habe ich per Foto festgehalten.

 

Die Beschulungsblöcke sind grundsätzlich 9,5 Wochen lang. Der Unterricht gliedert sich dabei in Fachtheorie, Laborunterricht, Werkstattunterricht und allgemeinbildenden Unterricht.

Da an der Landesberufsschule ausschließlich zwei Berufsgruppen (Elektrotechnik und IT) unterrichtet werden, ergeben sich bei der Ausstattung viele Synergieeffekte. Auch der Einsatz der Lehrkräfte ist deutlich einfacher als an einer Bündelschule.

Beim Rundgang trafen wir auf einen Lehrer, der im Rahmen unseres Austausches die BBS Nienburg besucht hat. Er hatte den Besuch in guter Erinnerung und fragte nach den Neuerungen in Nienburg.

Am Nachmittag ging es nach Graz, wo mir Herr Grinschgl die Stadt zeigte. Das Kulturprogramm haben wir auf Grund des guten Wetters und des vollen Tagesprogrammes am Donnerstag vorgezogen.

 

Der Start am Mittwoch war wieder in der Landesberufsschule, wo wir alle Formalitäten meiner Reise erledigt haben.

Dann ging es zur Landesberufsschule für KFZ nach Arnfels. Gemeinsam mit dem Schulleiter der Schule und Herrn Grinschgl erörterten wir die Ausbildungssituation im KFZ-Bereich, besonders im Hinblick auf die zu erwartenden Veränderungen durch die Elektrifizierung der Fahrzeuge.

 

Die Schule ist als einzige Schule in der Steiermark für KFZ sehr gut ausgestattet. Die neuen Wochenkurse der Auszubildenden gestalten sich genau wie in Eibiswald ca. zu jeweils einem Drittel in Theorie-, Labor- und Werkstattunterricht. Dadurch kann das Gelernte von den Schülerinnen und Schülern sofort in die Praxis umgesetzt und vertieft werden.

Der hohe Praxisanteil findet bei den Ausbildungsbetrieben und Auszubildenden großen Anklang.

Auch an dieser Schule gibt es eine sehr gute Mensa und ein Lehrlingshaus.

Gegen Mittag fuhren wir weiter zur Berufsschule für alle gastronomischen- und Nahrungsberufe.

Dort wurde ein neuer Schulbau mit einer sehr modernen Bäckerei eröffnet.

Bei dieser Gelegenheit konnte ich die zuständigen Hofrätinnen für Berufliche Bildung in der Steiermark kennlernen.

 

Diese Schule glänzt durch sehr moderne Bauten, aber auch durch einen sehr großen historischen Saal, der für die Ausbildung in der Gastronomie genutzt wird.

 

 

Das Lehrlingshaus gleicht eher einem modernen Hotel und bietet der Schülerschaft ein tolles Ambiente.

 

 Am Donnerstag traf ich den Schulleiter von Eibiswald, Herrn Schwarzl.

 

 

Er berichtete von einer Tagung mit Schulleiterkollegen in Wien. Auch in Österreich arbeitet man an der Umsetzung von kompetenzorientierten Lehrplänen. Die Beschulung von Splitterberufen ist auch hier ein Problem.

Nach dem obligatorischen Gruppenfoto ging es weiter zum Unternehmen Fuchshofer, einer sehr innovativen Metallbaufirma. Interessant waren die besonderen Anstrengungen, die hier unternommen werden, um den Auszubildenden während der gesamten Ausbildung zu fördern und in kurzen Abständen den jeweiligen Lernzuwachs zu überprüfen. Man sieht dies als Führungsaufgabe und nimmt sich viel Zeit dafür. Nur so kann die Firma die gewünschten guten Fachkräfte selbst ausbilden.

 

Am Nachmittag waren wir bei der Firma Anton PAAR in Graz. Dort werden Präzisionsmessgeräte hergestellt. Das Unternehmen ist weltweit tätig. Die Fertigung findet vielfach noch händisch statt, um den großen Qualitätsstandard halten zu können. Auch hier legt man viel Wert auf die Ausbildung.

Gegen Abend hat mich Herr Grinschgl dann zu meinem Hotel in Graz gefahren.

Am Freitag ging es zurück nach Nienburg. Alle Flüge gingen pünktlich ab und die Rückreise verlief ohne Störungen.

Insgesamt war die Reise für mich sehr interessant und vieles war mir neu.

Obwohl auch in Österreich dual ausgebildet wird, gibt es erhebliche Unterschiede, was die Beschulung angeht. Auch die Ausbildung der Lehrkräfte unterscheidet sich.

Es gibt aber auch viele Gemeinsamkeiten und Probleme, angefangen bei dem Rauchverbot auf dem Schulgelände bis hin zu allgemeinen Lehrermangel.

Es ist geplant, den Austausch weiter fortzuführen. Die Lehrkräfte und auch die Schülerschaft sind herzlich nach Nienburg eingeladen.

 

Sabine Schroeder

Schulleiterin BBS Nienburg